Trotz eines erneuten Erdbebens geht die Bundesregierung davon aus, dass der G8-Gipfel morgen im italienischen L'Aquila wie geplant stattfinden kann.

Berlin/L'Aquila/Genf. "Wir haben keine Hinweise darauf, dass das aus Sicherheitsgründen nicht möglich ist", sagte Vize-Regierungssprecher Thomas Steg gestern in Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sei "unerschrocken". Am Freitag hatten Erdstöße der Stärke 4,1 das Gebiet in den Abruzzen heimgesucht, gestern Morgen ein Nachbeben der Stärke 3,0.

Die italienischen Behörden erklärten, für den Notfall liege ein Ausweichplan an einem anderen Ort bereit. Bei einem Beben der Stärke 4 würden die Gipfel-Teilnehmer evakuiert. Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi hatte den G8-Gipfel von Sardinien nach L'Aquila verlegt, um die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf die Zerstörungen des schweren Erdbebens Anfang April zu lenken.

Währenddessen forderte Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon Deutschland und die anderen G8-Länder gestern in Genf auf, ihre Versprechen gegenüber den ärmeren Ländern einzuhalten. Die acht führenden Industrienationen blieben bei ihrer jährlichen Hilfe für Afrika nach Uno-Angaben um mindestens 20 Milliarden US-Dollar hinter ihren Zusagen zurück. Ban erinnerte die G8 an ihre Zusagen beim Gipfel 2005 im britischen Gleneagles, wonach sie die Hilfe für Afrika bis zum Jahr 2010 um 25 Milliarden Dollar aufstocken wollten.

Die weltweite Wirtschafts- und Ernährungskrise mache die Fortschritte im Kampf gegen Armut und Hunger zunichte, sagte Ban. Das Erreichen der Millenniums-Entwicklungsziele zur Halbierung der Armut bis 2015 sei daher ungewiss, heißt es in einem in Genf vorgelegten Uno-Bericht. Danach ging der Anteil der Hungernden von 1990/92 bis 2004/06 von 20 auf 16 Prozent zurück, seit 2008 steigt er wieder an. Heute sind mehr als eine Milliarde Menschen chronisch unterernährt. Unicef warnte, die volle Wucht des Wirtschaftsabschwungs werde in den kommenden Monaten vor allem Kinder treffen.

Offenbar hat sich die G8-Gruppe verständigt, in den kommenden drei Jahren zusätzliche zwölf Milliarden Dollar für die landwirtschaftliche Entwicklung und für den globalen Kampf gegen den Hunger bereitzustellen. Das sei Teil einer Initiative zur Nahrungsmittelsicherheit, berichtete die "Financial Times" gestern unter Berufung auf einen entsprechenden Entwurf zum bevorstehenden Gipfel. Die USA und Japan zahlten jeweils zwischen drei und vier Milliarden Dollar. Für den Rest kämen Europa und Kanada auf. Durch die Initiative käme es zu einer weiteren Verschiebung von der Lebensmittelhilfe hin zu langfristigen Investitionen in die Landwirtschaft in Entwicklungsländern.

Beim G8-Thema Klima will Europa an dem ehrgeizigen Ziel festhalten, "die Emissionen weltweit um 50 Prozent im Vergleich zu 1990 zu verringern", sagte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso gestern in Brüssel. Vor allem Japan, Russland und Kanada haben Bedenken, sich so weitgehend in dieser Frage zu verpflichten.