Nach Einschätzung der deutschen Sicherheitsbehörden hat die terroristische Bedrohung drei Monate vor der Bundestagswahl zugenommen.

Berlin. Terroristen könnten versuchen, mit Anschlägen den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan zu erzwingen. "Wir haben Warnungen bekommen", sagte der Staatssekretär im Bundesinnenministerium, August Hanning, nach einem Treffen der Sicherheitsbehörden in Berlin.

Hanning beruhigte zwar, es gebe keine konkreten Hinweise, dass unmittelbar Anschläge geplant seien. "Aber wir müssen uns auch darauf einstellen, dass es tatsächlich zu Anschlägen gegen deutsche Einrichtungen im Ausland oder auch hier in Deutschland kommen kann." Deutschland stehe seit einiger Zeit im Fokus des islamistischen Terrorismus, sagte Hanning weiter. Man beobachte verstärkt Videobotschaften und einen zunehmenden Reiseverkehr von Islamisten unter anderem nach Pakistan. "Wir nehmen das ernst."

Hanning verwies darauf, dass seit 2000 bereits sechs Anschläge verhindert werden konnten. Man werde alles tun, um präventiv im Vorfeld der Bundestagswahl am 27. September Anschläge zu verhindern.

Das Treffen in Berlin, an dem auch Vertreter des Verfassungsschutzes, der Bundesanwaltschaft und des Bundeskriminalamtes teilnahmen, war seit Langem geplant und Bestandteil der konzeptionellen Vorbereitung auf die Wahl. Dabei sollten bereits vorhandene Sicherheitsmaßnahmen koordiniert werden. Es solle geklärt werden, ob diese ausreichten oder ob sie noch verstärkt werden müssten. Als Beispiel nannte Hanning einen möglichen besseren Objektschutz und verstärkte Sicherheitskontrollen an den Grenzen. Am nächsten Donnerstag soll es ein Treffen mit den Vertretern der Länderpolizeien geben.

Nach einem Bericht des "Spiegels" sollen künftig verdächtige Fluggäste am Terminal vom Verfassungsschutz gezielt befragt werden. Vorgesehen seien auch Hausbesuche bei den derzeit 140 Islamisten, die die Polizei als Gefährder einstuft. Nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" wird auch die Ausweitung der Telefonüberwachung geprüft. Ein hochrangiger Sicherheitsbeamter sagte der Zeitung: "Wir arbeiten derzeit den gesamten Sicherheitskatalog ab und bereiten uns sogar auf eine mögliche Chaosphase vor."

Nach einem Bericht des ZDF will eine Kommandoeinheit der al-Qaida Anschläge in Westeuropa verüben. Die Behörden hätten eine entsprechende Warnung erhalten. Unter 15 Verdächtigen seien neben Arabern, Amerikanern und Tschetschenen auch vier Deutsche.