Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) geht davon aus, dass die Bundeswehr mindestens noch bis 2014 in Afghanistan bleiben werde. Ein konkretes Datum für einen Abzug nannte er allerdings nicht.

Berlin. "In fünf bis zehn Jahren - das ist meine Botschaft", so lautet die Prognose Jungs für das Ende des Einsatzes deutscher Soldaten am Hindukusch. Dem Sender N24 sagte Jung, er sei der Überzeugung, dass der Abzug zu einem positiven Abschluss geführt werden könne. Je schneller die Ausbildung der afghanischen Streitkräfte und Polizisten, insgesamt etwa 268 000 Mann, vorangetrieben werde, "desto schneller haben wir unser Ziel erreicht", sagte der CDU-Politiker.

Dafür seien die Chancen laut Jung gut, denn eine große Mehrheit der afghanischen Bevölkerung gebe der Arbeit der Bundeswehr Rückhalt: "90 Prozent der Menschen stehen hinter uns."

Auch Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hält einen baldigen Abschluss für möglich. Ein Sprecher des Außenministeriums sagte, es sei eine Frage, die sich in Jahren und nicht Jahrzehnten abspiele. Es gehe um inhaltliche und zeitliche Zielvorgaben, bis Afghanistan selbst für seine Sicherheit sorgen könne. Dies geschehe mit internationaler Hilfe Tag für Tag ein wenig mehr.

Heute entscheidet der Bundestag über den Einsatz von Awacs-Aufklärungsflugzeugen und damit von 300 weiteren Soldaten. Im Auswärtigen Ausschuss des Bundestags stimmten bereits alle Fraktionen bis auf Die Linke dafür. Bisher besteht für das Afghanistan-Mandat eine Obergrenze von 4500 Mann. Zurzeit sind 3600 Bundeswehrangehörige in Afghanistan stationiert.

Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung ist aber dafür, dass sich die Bundeswehr schnell aus Afghanistan zurückzieht. Laut einer Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag des "Stern" gaben 61 Prozent an, sie würden einen Abzug befürworten. Nur 33 Prozent finden, die Bundeswehr sollte weiterhin in Afghanistan stationiert bleiben. Nie zuvor waren so viele Menschen für die Rückkehr der deutschen Soldaten. Noch im März 2002 sprachen sich knapp zwei Drittel für einen Einsatz am Hindukusch aus. Im September 2007 waren es bereits 52 Prozent und im vergangenen Jahr 59 Prozent, die einen Abzug guthießen.

Nicht weniger, sondern mehr deutsche Soldaten in Afghanistan forderte hingegen der US-Gesandte der Nato, Ivo Daalder, bei einer Konferenz zu den transatlantischen Beziehungen in Berlin: "Die USA erfüllen ihren Teil, Europa und Deutschland können und sollten mehr tun." Zur Wahl am 20. August in Afghanistan verstärkt die Bundeswehr ihr Kontingent um 600 Mann. Diese sollten, so Daalders Wunsch, auch nach dem Urnengang im Land bleiben. Zusätzlich verlangte der US-Gesandte eine weitere finanzielle Unterstützung des Nato-Einsatzes, denn ab 2010 benötige die afghanische Armee 19 Milliarden Dollar jährlich. Davon würden die USA im kommenden Jahr 7,5 Milliarden Dollar übernehmen.

Von 2002 bis heute hat der Einsatz im Rahmen der Nato-Truppen nach Angaben der Regierung bereits weit über drei Milliarden Euro gekostet. Zurzeit sind 61 000 ausländische Soldaten in Afghanistan stationiert.

Dass Deutschland seine Truppen nur im Norden einsetzt, wurde von einigen Bündnispartnern kritisiert, da Nord-Afghanistan als ungefährlicher gilt als der Süden, in dem unter anderem die USA Soldaten stationiert haben. Erst im Juni wurden aber drei deutsche Soldaten bei einem Angriff der Taliban in der Nähe von Kundus getötet. Bei einer Trauerfeier in Bad Salzungen nehmen heute Angehörige und Bundeswehr Abschied von den drei jungen Männern. Auch Franz Josef Jung wird erwartet.