Umweltministerium, Grüne und Umweltverbände haben das Deutsche Atomforum, den Interessenverband der Atomwirtschaft, zum 50-jährigen Bestehen mit ungewöhnlich heftigen Attacken überzogen.

Berlin. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) kommentierte das Jubiläum in Berlin mit den Worten: "50 Jahre Atomforum - das bedeutet ein halbes Jahrhundert Lug und Trug."

Gabriel ließ in einer Pressemitteilung erklären: "Die Propagandazentrale der Atomkonzerne steht wie kaum eine andere Institution für das bewusste Verschweigen, Verdrängen und Verharmlosen der Gefahren, die mit der kommerziellen Nutzung der Atomenergie verbunden sind." Der Richtungswechsel in der Energiepolitik, der Aufbruch in eine Energieversorgung ohne Öl und Atom - all das sei am Atomforum "nahezu spurlos vorbeigegangen". Mit Abschalten des letzten Atomkraftwerks in Deutschland werde auch "das Deutsche Atomforum dort landen, wo es hingehört: auf den Misthaufen der Geschichte".

Der Präsident des Atomforums, Walter Hohlefelder, hob dagegen den Anteil der Kernenergie an Wohlstand und Wohlfahrt in Deutschland hervor. Die Kernenergie könne auch in Zukunft zum Wohlstand des Wirtschafts- und Industriestandorts Deutschland beitragen. Zugleich erneuerte er die Forderung nach einer Neubewertung der Kernenergie in Deutschland, einschließlich der Lösung der Entsorgungsfrage. "Wenn es beim Ausstieg bliebe, würden schon in der nächsten Legislaturperiode sieben der 17 Kernkraftwerke abgeschaltet werden. Das sind zehn Prozent der Stromproduktion und 20 Prozent der Grundlast." Angesichts des Klimawandels könne auf keinen CO2-freien Energieträger verzichtet werden. "Wir brauchen beide: erneuerbare und Kernenergie."

Laut Greenpeace gab es in den vergangenen 50 Jahren rund 5700 Pannen in deutschen Atomkraftwerken.