“Mein Büro hat mir verboten zu singen“, sagte Peter Struck, setzte einen Hut und eine Sonnenbrille auf und brüllte als “Bluesbrother“ bei subtropischen Temperaturen den “Jailhouse Rock“ ins Mikrofon.

Berlin. Das 10. Hoffest der SPD-Fraktion war zugleich der Abschied des 66-jährigen Fraktionsvorsitzenden von der politischen Bühne. "Es kommt schon Wehmut auf, wenn man an den Tag des Ausscheidens denkt", bekannte Struck, und doch war es ein Abgang, wie ihn sich ein Spitzenpolitiker nur wünschen konnte. Seine Mitarbeiter sangen - mit Wunderkerzen in der Hand. "Niemals geht man so ganz", hieß das sentimentale Lied der Kölner Schauspielerin Trude Herr. Der scheidende Chef stand mit verschränkten Armen da, er war sichtlich gerührt.

Dabei kann ihm sein Job zuletzt nicht mehr allzu viel Freude bereitet haben. "Ich habe von der Großen Koalition inzwischen die Nase voll", räumte Struck kürzlich ein. Er wolle sich jetzt vor allem um seine Familie kümmern und ansonsten nur noch Motorrad fahren. Das glauben dem Vater dreier Kinder nicht alle. Denn Struck ist ein Vollblutpolitiker.

Der Niedersachse hat mit harscher Kritik an Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nie hinter dem Berg gehalten und warf ihr ein ums andere Mal Führungsschwäche vor. Dennoch hätte die Koalition ohne Struck nicht so weitgehend reibungslos funktioniert. "Peter Struck war für diese Aufgabe ein Glücksfall", urteilte sein Unions-Kollege Volker Kauder (CDU). Ex-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) bekannte im Parteiblatt "Vorwärts": "Manche irritiert sein gelegentlich schnoddriger Ton. Mich hat das nie gestört, auch wenn es mich mal erwischte." Er war nicht der Einzige. SPD-Parlamentarier erzählen schmunzelnd, wie Struck einst den Kollegen Otto Schily mit der Klarstellung ausbremste, er sei ein promovierter Jurist, Schily dagegen nicht.