Scharfe Töne von beiden Politikern gegen Iran. US-Präsident räumt Nachholbedarf beim Klimaschutz ein

Hamburg. Von den Iran-Unruhen über die Finanzkrise und die Klimapolitik bis zum amerikanischen Wunsch nach mehr Unterstützung in Afghanistan - US-Präsident Barack Obama und Angela Merkel haben beim Antrittsbesuch der Kanzlerin in Washington keines der heiklen Themen ausgespart. Angesichts der vielen Politik-Baustellen hatte natürlich niemand mit einem echten Durchbruch gerechnet. Dann aber kam es doch zu einer unerwarteten Annäherung: Deutlich wie nie signalisierte Merkel den USA bei der Auflösung des Gefangenenlagers Guantánamo Unterstützung.

"Ich kann hier laut und deutlich sagen: Deutschland wird sich der Verantwortung nicht entziehen", sagte Merkel am Freitag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Obama in Washington. Allerdings seien die Gespräche über die Aufnahme von Häftlingen aus Guantánamo in Deutschland noch am Anfang. Auch rechtliche Fragen müssten noch geklärt werden.

Obama äußerte Verständnis für deutsche Sicherheitsinteressen und zeigte sich erfreut, dass andere europäische Länder bereits Entgegenkommen gezeigt haben. In jedem Fall brauche die USA die Hilfe anderer Länder bei der Auflösung des Lagers.

Einigkeit demonstrieren beide auch beim Thema Iran. Deutschland und die USA sprächen hier "mit einer Stimme", sagte Obama. Die Gewalt der iranischen Führung gegen die demonstrierenden eigenen Bürger sei "empörend" und bewege sich außerhalb jeglicher internationaler Normen. Merkel sagte, die Führung im Iran dürfe zudem nicht glauben, dass sich die Welt blind gegenüber den "schrecklichen Ereignissen" im Lande stellen werde. Beide Politiker forderten außerdem ein Ende des iranischen Atomprogramms. Die nukleare Bewaffnung des Irans müsse verhindert werden. "Die Uhr tickt", sagte Obama.

Merkel zeigte sich dankbar, dass Obama sich so engagiert für einen Erfolg der Klimakonferenz in Kopenhagen im Dezember einsetze. Der US-Präsident räumte aber ein, dass die USA beim Klimaschutz noch viel tun müssten. "Ich bin der erste, der zugibt, dass die USA in den vergangenen Jahren nicht dort waren, wo wir hätten sein müssen."

Am Ende geriet die Pressekonferenz zu einer Demonstration persönlicher Wertschätzung. Seit dem Amtsantritt Obamas hielten sich Spekulationen, dass Merkel und Obama nicht so recht miteinander könnten. Diesmal startete der US-Präsident eine Charme-Offensive. Obama, nach seinem Verhältnis zu Deutschland befragt, sagte, dass das Land einen "warmen Platz" in seinem Herzen habe, insbesondere wegen Angela Merkel: "Ich mag sie sehr gern. Sie ist smart, pragmatisch und ich vertraue ihrem Wort." Dies sei genau das, was man sich von einem internationalen Partner wünsche.