Die Zeit reicht noch immer nicht aus. Erst verschob das Düsseldorfer Landgericht die Vernehmung der vier Verdächtigen der Sauerland-Gruppe vor Gericht um einen Tag, dann um eine Woche und jetzt erneut um eine Woche.

Düsseldorf. - Damit wird den angeklagten Islamisten Daniel Schneider, Adem Yilmaz, Fritz Gelowicz und Atilla Selek jetzt bis zum 7. Juli und somit voraussichtlich insgesamt drei Wochen Zeit für ihre langen Geständnisse gegeben. Seit einer Woche sagen sie in ihren Haftanstalten gegenüber Ermittlern des Bundeskriminalamtes (BKA) aus.

Ihnen wird vorgeworfen, als Mitglieder der Usbekischen Dschihad-Union (IJU) einen Ableger der Terrorgruppe in Deutschland gegründet zu haben. Sie sollen mit selbst gebastelten Bomben eine Anschlagsserie auf US-Einrichtungen in Deutschland geplant haben. Kurz vor der Festnahme hörten die Fahnder mit, wie Gelowicz, Schneider und Yilmaz verabredeten, drei Autos mit Sprengsätzen zu präparieren. "Wenn jeder 50 tötet, dann sind es 150 Tote", rechnete Gelowicz laut Abhörprotokoll vor.

Ob das eingekaufte Wasserstoffperoxid, das eigentlich zum Haarebleichen genutzt wird, aber tatsächlich auch dafür getaugt hätte, soll nun in einem Sprengversuch ermittelt werden. Der Vorsitzende Richter Ottmar Breidling sagte gestern im Prozess, dass das Gericht ihn angeordnet hat. Die Anklage geht davon aus, dass die von den Islamisten gekauften zwölf 65-Kilogramm-Fässer der Chemikalien eine Sprengkraft von 410 Kilogramm TNT gehabt hätten.

Breidling lobte gestern ausdrücklich die acht Rechtsanwälte für ihre "sehr beachtliche Leistung" bei den Vernehmungen ihrer Mandanten. Dazu gehöre auch, dass sie die ursprünglich eingeschlagene Verteidigungsstrategie, nach der die Angeklagten die Aussage verweigerten, überdacht hätten. "Das Interesse der Mandanten steht im Vordergrund", sagte Breidling. Anfang Juni hatte der Angeklagte Adem Yilmaz die Geständnisse angestoßen. Der Prozess wurde ihm zu langweilig und zog sich zu lange hin. Nachdem Breidling den vier Angeklagten ein Gespräch untereinander ermöglicht hatte, entschlossen sich alle zur Aussage.

Seitdem sind sie offenbar kaum zu stoppen. Der Richter sprach gestern auch von einem "immensen Einsatz" der BKA-Ermittler, denn die Vernehmungen gingen oft bis in die späten Abendstunden. Die Befragung sei "kräftig im Fortschreiten". Gestern wurden ohne eine Befragung der Angeklagten Behördengutachten zum Sprengstoff verlesen. Damit wird das Verfahren auch in einer Woche noch fortgesetzt. Erst eine weitere Woche später sollen dann die vier Angeklagten das Wort bekommen.