Vor einem Foto zweier junger Frauen liegen zahlreiche Blumensträuße, an eine Wand im Foyer des modernen Gemeindezentrums der Immanuel-Gemeinde in Wolfsburg werden Bilder projiziert. Es sind Fotos von Rita S. und Anita G., den beiden im Jemen getöteten deutschen Geiseln.

Wolfsburg. - 2000 Trauergäste sind gestern nach Wolfsburg gekommen, um von den Pflegehelferinnen, die Mitglieder der Baptistengemeinde waren, Abschied zu nehmen. "Was mit den beiden geschah, ist einfach unfassbar", sagt Gemeindeleiter Johann Dockter.

Die 1000 Stühle im Kirchenraum sind bis auf den letzten Platz besetzt. Im sonnendurchfluteten Foyer verfolgen weitere 1000 Besucher dicht gedrängt auf Monitoren die Ansprachen. In der ersten Reihe sitzen die Eltern und Geschwister der Toten sowie andere Angehörige und blicken in großer Trauer auf die weißen, mit bunten Blumen geschmückten Särge. Wolfsburgs Oberbürgermeister Rolf Schnellecke (CDU) sagte. "Es wird spekuliert, man habe sich selbst in Gefahr begeben. Aber kann das die grausame Bluttat entschuldigen? Was kann rechtfertigen, junge Menschen in der Blüte ihrer Jahre so entsetzlich aus dem Leben zu reißen?" Nach der Trauerfeier sollten die Cousinen auf dem Friedhof ihres Heimatdorfes unter Ausschluss der Öffentlichkeit beigesetzt werden.

Die 24 und 26 Jahre alten Pflegehelferinnen aus dem Kreis Gifhorn waren am 12. Juni in der jemenitischen Provinz Saada entführt und zusammen mit einer südkoreanischen Lehrerin erschossen worden. Die Leichen der beiden Studentinnen einer Bibelschule in Lemgo waren vergangene Woche in Saada gefunden worden. Das Schicksal einer ebenfalls entführten fünfköpfige Familie aus Sachsen und eines Briten war weiter unklar. Informationsminister Hassan Ahmed al-Losi sagte am Dienstag in Sanaa, das Schicksal der fünf Deutschen und des zusammen mit ihnen entführten britischen Ingenieurs sei immer noch "unbekannt". Auf die Frage nach früheren Äußerungen jemenitischer Regierungsbeamter, die mehrfach gesagt hatten, die Geiseln lebten noch, erklärte er: "Wir hoffen von ganzem Herzen, dass unsere deutschen Freunde noch leben."