Die bundesweiten Studentenproteste gegen Missstände im Bildungssystem sind auf breite politische Zustimmung getroffen.

Berlin. - Während eines Treffens mit Protestlern haben zahlreiche Kultusminister versprochen, Schwachstellen bei den Bachelor- und Masterstudiengängen nachzubessern. Während einer Aktuellen Stunde im Bundestag bekundeten zudem Redner aus allen Fraktionen ihr Verständnis für die Demonstranten. Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) kündigte als Reaktion auf den Streik für den 7. Juli eine "Bologna-Konferenz" mit Studenten, Hochschulvertretern und den Wissenschaftsministern der Länder an. "Wir sollten die Chance nutzen, um Schwachstellen der Hochschulreform zu beheben", sagte Schavan der "Rheinischen Post". Zuvor hatte die Ministerin den Widerstand als "gestrig" bezeichnet.

Mit Aktionen im gesamten Bundesgebiet haben Zehntausende Schüler und Studenten gestern ihren Protest gegen ein unterfinanziertes Bildungssystem, ein stark verschultes Studium und steigenden Leistungsdruck fortgesetzt. In Jena, Heidelberg, Frankfurt und Marburg besetzten und blockierten sie Rektorate und andere Uni-Gebäude. Potsdamer Studierende versperrten 170 Mitarbeitern die Türen des Wissenschaftsministeriums. Mit symbolischen "Banküberfällen" in zahlreichen Städten, darunter auch Hamburg, sollte zudem angeprangert werden, dass der Staat zwar innerhalb weniger Tage Milliarden zur Rettung der Banken aufbringen könne, nicht aber für Bildung.

Zum allergrößten Teil verliefen die Aktionen friedlich. In Berlin kam es in aufgeheizter Stimmung zu Festnahmen, als Studenten den Zugang zu einer Bankfiliale am Kurfürstendamm forderten.

Das Gespräch zwischen einer sechsköpfigen Studenten-Abordnung und neun Länder-Kultusministern in Berlin verlief nach Angaben der Teilnehmer in sachlicher Atmosphäre. Der Präsident der Konferenz, Harry Tesch (CDU), sagte: "Ich bin froh, dass wir dieses Gespräch führen konnten." Die Studenten hätten von überfüllten Hörsälen, mangelnder Betreuung, einer nicht zu verkraftenden Stofffülle und der Sorge, ab dem ersten Semester, nicht zum Master zugelassen zu werden, erzählt. Sachsens Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) versprach, man werde "die sehr starren Rahmenempfehlungen überdenken müssen". Die stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion der Union, Katherina Reiche, sagte dem Abendblatt: "Bei allem Verständnis sollte man nicht vergessen, dass noch nie so viel in Bildung und Forschung investiert wurde wie von der aktuellen Koalition im Bundestag."