Bundespräsident Horst Köhler ist noch neu im Amt. Eine seiner ersten Reisen soll ihn nach Israel führen. Gelegenheit für mich, das Präsidialamt zu besuchen. Zu dieser kurzen Begegnung bringe ich etwas Ungewöhnliches mit: Mazza, ungesäuertes Brot, das Juden acht Tage lang zum Pessachfest verzehren.

Es ist gerade ein Tag vor Pessach - das Fest, das an den Auszug der Kinder Israels aus Ägypten erinnert. Ich erzähle Herrn Köhler: Morgen Abend wird eine feierliche Mahlzeit das Fest einleiten. Ob er und seine Familie von der Mazza probieren wollen? Geht gerade nicht, sagt der Bundespräsident, da er zur Einführung des neuen, deutschen Papstes nach Rom fliegt. Meine spontane Replik: Kardinal Ratzinger kennt sich im Judentum bestens aus, kann sogar Hebräisch. Er würde sich über die Mazza aus Israel bestimmt freuen.

Es vergehen einige Wochen, bevor ich Herrn Köhler wiedersehe. Anlass: die feierliche Eröffnung der Akademie der Künste am Pariser Platz. Meine Frau Sabine und ich treffen das Präsidentenpaar in der Lobby und kommen gleich auf die Mazza zu sprechen. "Sie können sich gar nicht vorstellen, welche Freude Sie uns mit Ihrer Mazza gemacht haben", sagen der Bundespräsident und seine Frau, "vor allem unserer Tochter schmeckte diese Mazza so sehr, dass sie sie statt Brot immer wieder gerne genießt."

Und Kardinal Ratzinger, der nun Benedikt XVI. heißt? Er hat die Mazza leider nicht probieren können. Bei den vielen Terminen um seine Amtseinführung gab es keine Gelegenheit, dem neuen Papst Mazza zu überreichen. Wenn ich hin und wieder Herrn Köhler und seine Frau treffe, kommt das Gespräch immer auf Mazza. Nächstes Mal am 19. Juni, beim Sommerfest im Schloss Bellevue. Ich freue mich darauf!

Daniel Dagan ist freier Autor in Israel. Er schreibt unter anderem für die "Jerusalem Post".