Zum Beispiel Elena Basescu. Ihr Vater, Rumäniens Präsident, versichert: “Sie ist klüger, als man glaubt.“

Hamburg

Europas Gesicht wandelt sich. Das gilt nicht nur in architektonischer Hinsicht, sondern auch politisch. Und zwar ganz wörtlich zu nehmen. Reimten Miesepeter angesichts manchen arg betulichen und nicht mehr ganz frisch im politischen Leben stehenden Brüsseler Volksvertreters giftig: "Hast du einen Opa, schick ihn nach Europa", so sehen einige der hoffnungsvollen Kandidaten des Jahres 2009 ganz anders aus.

Da ist zum Beispiel die französische Justizministerin Rachida Dati. Die 43-jährige attraktive Tochter eines algerischen Maurers und einer marokkanischen Mutter ist mutmaßlich nicht ganz freiwillig auf der Kandidatenliste gelandet - sie wird ihr Amt im Falle ihrer Wahl niederlegen müssen. Dati gilt Kritikern als ineffektive und herrische Spesenritterin. Im April hatte sie sich in einer Fernsehshow dauerkichernd ein weiteres Mal nicht eben als intellektuelles Schwergewicht gezeigt. Den Vater ihrer im Januar geborenen Tochter weigert sie sich hartnäckig zu outen: "Mein Privatleben ist kompliziert." Das sorgte für wilde Gerüchte, es könne sich womöglich um Nicholas Sarkozy selber handeln. Der zog jetzt offenbar die Reißleine.

Mindestens ebenso attraktiv wie Dati ist die 27-jährige italienische Fernsehansagerin Barbara Matera, die von Silvio Berlusconi ins EU-Rennen geschickt wird. Für sie würde es "learning by doing" heißen, denn sie ist völlig unerfahren in der Politik.

Die nur ein Jahr ältere Rumänin Elena Basescu ist auch sehr ansehnlich und hat immerhin schon mal bei einem Abgeordneten hospitiert. Das löwenmähnige Model und Partygirl hat starke Rückendeckung aus dem Heimatland, denn ihr Papa ist Rumäniens Staatspräsident Traian Basescu. Er sah sich zu der entlarvenden Erklärung gezwungen, seine Tochter sei "viel klüger, als man glaubt".

Deutschland hat immerhin die fesche Stoiber-Stürzerin Gabriele Pauli aufzubieten. Das Image der einst jüngsten Landrätin Deutschlands hat bis heute die Latex-Handschuhe nicht mehr ausziehen können, mit denen die 51-jährige Pauli vor zwei Jahren für eine Illustrierte posierte. Man darf gespannt sein, ob sie auch in Straßburg und den anderen Arbeitsorten Brüssel und Luxemburg für eine befristete Ehe streiten wird.

Aus Italien kommt noch ein zweiter spezieller Kandidat - sogar einer mit dunkelblauem Blut. Der 36-jährige Prinz Emanuele Filiberto von Savoyen ist der Ehemann der französischen Actrice Clotilde Courau und von Berlusconi nur deshalb aufgeboten worden, weil seine ursprüngliche Kandidaten-Riege mit etlichen Starlets und Showgirls weder in der Öffentlichkeit noch bei seiner Noch-Ehefrau Veronica Lario auf allzu großes Wohlwollen stieß.

Finnland schickt wieder den 57-jährigen Ari Vatanen ins Rennen - sozusagen im Wortsinn. Vatanen ist nämlich ein früherer Rallye-Weltmeister und mit vier Siegen der erfolgreichste Teilnehmer der Rallye Paris-Dakar. Seit 1999 gehört er bereits dem Europaparlament an. Aus Bulgarien kommt ein ehemaliger Balkan- und Europameister in der Kampfsportart Taekwondo. Der 43-jährige Multimillionär Slavi Binev beschäftigt in seinen Unternehmen 2000 Menschen.

Spitzenkandidat der "Piraten-Partei" ist der schwedische Mathematiker und Programmierer Christian Engström. Der 49-Jährige will sich für die Rechte der Internet-Nutzer einsetzen.

Und aus Portugal kommt ein Kandidat, der für eine äußerst links angesiedelte Liste antritt. Jose Saramago ist bereits 86 Jahre alt und Literatur-Nobelpreisträger des Jahres 1998. Saramago bezeichnet sich selber als "hormonalen Kommunisten". Weil niemand so recht etwas damit anfangen konnte, fiel er vor fünf Jahren schon einmal durch.