Die Weltwirtschaft ist nicht gerecht: Anders als in den USA oder Großbritannien hat es in Deutschland keine Blase an den Kredit- und...

Die Weltwirtschaft ist nicht gerecht: Anders als in den USA oder Großbritannien hat es in Deutschland keine Blase an den Kredit- und Immobilienmärkten gegeben, anders als in Südeuropa keine exzessiven Lohnsteigerungen, anders als viele andere Länder hat die Bundesrepublik nicht, wie Angela Merkel sagt, über ihre Verhältnisse gelebt. Trotz alledem trifft diese Weltwirtschaftskrise Deutschland härter als viele Nachbarstaaten. Fast wöchentlich steigt die Ziffer, um die das Bruttoinlandsprodukt sinken soll - jetzt sind die Schätzungen der Experten zwischen minus fünf bis sechs Prozent angelangt. Die Struktur und extreme Exportlastigkeit der deutschen Wirtschaft verkehrt sich vom Segen zum Fluch. Solange die Weltwirtschaft brummte, profitierte die Nation der Maschinen- und Autobauer überdurchschnittlich - die schwache Binnennachfrage wurde überdeckt. Nun fehlen die Kunden nicht nur im Inland, sondern auch im Ausland. Zudem deutet sich ein weiteres strukturelles Problem der Volkswirtschaft schon an - in der Schlüsselbranche Maschinenbau hat China die Bundesrepublik 2008 erstmals überholt.

In Depression zu verfallen kann keine Lösung der Rezession sein. Aber die Nonchalance und gute Laune, mit der alle Parteien in den Wahlkampf ziehen, ist spätestens seit der jüngsten Konjunkturprognose fehl am Platze. Statt Wohltaten zu versprechen, werden glaubwürdige Kandidaten sich an Blut-Schweiß-und-Tränen-Reden versuchen müssen. Statt dem Wahlvolk ökonomisch zweifelhafte Abwrackprämien zu spendieren, müssen zukunftsfähige Investitionen auf den Weg gebracht werden. Und statt mit Steuersenkungen falsche Erwartungen zu wecken, wird man der Realität ins Auge blicken müssen: Nach der Krise werden die Steuern steigen. In Großbritannien, zuerst von der Finanzkrise getroffen, erhöht der Schatzkanzler den Spitzensteuersatz übrigens auf 50 Prozent ...