Bei einem Besuch in Hamburg hat Bundespräsident Horst Köhler davor gewarnt, die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf Afrika zu unterschätzen. Die...

Hamburg. Bei einem Besuch in Hamburg hat Bundespräsident Horst Köhler davor gewarnt, die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf Afrika zu unterschätzen. Die Hoffnung, Afrika werde von der Krise aufgrund seiner geringen Bedeutung für den Welthandel verschont bleiben, habe sich als Irrtum erwiesen, sagte Köhler bei einer Podiumsdiskussion im Thalia-Theater. "Die Krise wird auch Afrika erreichen und zu weiterer Armut führen", so der Bundespräsident. "Wir müssen darauf achten, dass wir Afrika in den Maßnahmen gegen die Wirtschaftskrise nicht vergessen."

Mit seiner Mahnung verband das deutsche Staatsoberhaupt, das am 23. Mai erneut gewählt werden will, eine konkrete Forderung: "Ich werbe für ein großes öffentliches Infrastrukturprogramm in Afrika." Die Rohstoffpreise seien gefallen, das Wirtschaftswachstum und der Geldtransfer zurückgegangen.

Der Kontinent müsse zudem in den Vereinten Nationen und dem Internationalen Währungsfonds eine eigene Stimme bekommen. Der Bundespräsident kritisierte in diesem Zusammenhang auch die europäischen Staaten. Er frage sich, so Köhler, ob Europa die Afrikanische Union genügend unterstütze. "Die Europäische Union muss die Afrikanische Union ernster nehmen", um damit das Selbstbewusstsein der Afrikaner zu stärken, viele Dinge selbst in die Hand zu nehmen, so Köhler. Als eine Absage an weitere Entwicklungshilfezahlungen wollte dies der Bundespräsident jedoch nicht verstanden wissen. Er sprach sich klar für die Fortsetzung der Entwicklungshilfe an afrikanische Staaten aus, machte aber auch deutlich: Notwendig für die Vergabe seien politische Bedingungen, damit das Geld wirkungsvoll eingesetzt werde. Hier sei in der Vergangenheit aber zu viel "oktroyiert" worden. Deshalb, aber auch wegen der Kolonialvergangenheit und der Mitwirkung von Akteuren aus Industrienationen an der Korruption in Afrika, müssten die westlichen Staaten respektvoller mit Afrika umgehen. "Wir haben allen Grund zur Bescheidenheit", sagte Köhler. Zur Förderung des Austauschs regte das Staatsoberhaupt ein europäisch-afrikanisches Jugendwerk nach dem Vorbild des deutsch-französischen Jugendwerks an.

In der Veranstaltung der Wochenzeitung "Die Zeit" mit dem Titel "Ein neuer Blick auf Afrika" nahmen neben Köhler die namibische Staatsanwältin Unomwinjo Katjipuka und der Bestsellerautor Asfa-Wossen Asserate ("Manieren") teil.