Die 50 Ermittler der Sonderkommission fahnden jetzt mit neuen Phantombildern. Zehn Tage nach dem vermutlich rechtsextremistischen Attentat auf den Passauer...

Passau. Zehn Tage nach dem vermutlich rechtsextremistischen Attentat auf den Passauer Polizeichef Alois Mannichl haben die 50 Ermittler der Sonderkommission einen weiteren Rückschlag erlitten: Das unter dem Verdacht der Beihilfe zum versuchten Mord festgenommenes Ehepaar aus München musste wieder freigelassen werden.

Der Tatverdacht gegen die 22 Jahre alte Frau und den 33 Jahre alten Mann habe nicht aufrechterhalten werden können, sagte ein Polizeisprecher. Der vor einer Woche erwirkte Haftbefehl sei deswegen aufgehoben worden.

Schon unmittelbar nach dem Attentat hatte die Polizei zwei Männer aus dem Raum Passau festgenommen, nach einem Tag aber wieder laufen lassen müssen.

Die Kriminalpolizei hatte bisher vermutet, dass durch Ermittlungen im Umfeld des aus der rechten Szene stammenden Ehepaars der flüchtige Täter gefasst werden könne. Der Ermittlungsdruck auf die Szene war aber anscheinend zu schwach. Das Ehepaar hatte eine Beteiligung an der Bluttat stets bestritten. Die 50-köpfige Sonderkommission fahndet allerdings nach einer ganzen Reihe von Männern sowie einer Frau, die mit der Bluttat etwas zu tun haben könnte und am Tattag in Mannichls Wohnort Fürstenzell gesehen sein worden soll. Dazu wurden weitere Personenbeschreibungen veröffentlicht (siehe Fotos). Die Kripo fahndet in ganz Deutschland und Österreich nach mehreren Männern mit auffälligen Tätowierungen. Bei dem Täter soll es sich um einen etwa 30 Jahre alten, rund 1,90 Meter großen Mann handeln.

Mannichl war am 13. Dezember vermutlich von einem Neonazi vor seinem Haus niedergestochen und schwer verletzt worden. Der Passauer Polizeichef war immer wieder gegen Neonazi-Versammlungen vorgegangen. Daher wird ein Racheakt eines Rechtsextremisten vermutet. Mannichl betonte in einem Interview erneut, dass er weiter gegen Neonazis vorgehen wolle. "Ich lasse mich von den Rechtsradikalen nicht kleinkriegen. Sie werden es nicht schaffen", sagte der Polizeidirektor der "Passauer Woche". Mannichl betonte, es sei ihm unangenehm, dass er nun so sehr im Mittelpunkt stehe. "Ich bin kein Held. Meine Kollegen, die rund um die Uhr arbeiten, sind für mich Helden." Der hohe Beamte, der seit dem Attentat selbst unter Polizeischutz steht, sprach sich für ein Verbot der rechtsextremistischen NPD und für mehr Präventionsarbeit gegen Rechtsextremismus im Jugendbereich aus.

Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) fordert wegen des Attentats spezialisierte Kriminalbeamte für die Jagd auf Extremisten im Internet. Bund und Länder müssten dafür 500 Experten zur Verfügung stellen, erklärte der DPolG-Bundesvorsitzende Rainer Wendt. "Das Internet ist der größte Tatort der Welt, das gilt auch für politisch motivierte Kriminalität." Die Stadt Passau prüft derzeit, ob eine für den 3. Januar geplante Kundgebung der rechtsextremen NPD verboten werden kann. Die NPD will in Passau "gegen polizeiliche Willkür und Medienhetze" demonstrieren.