Von wegen geheimer Wahl: Laut Medienberichten soll vor der geplanten Wahl von Andrea Ypsilanti zur hessischen Ministerpräsidentin massiv Druck auf die SPD-Abgeordnete ausgeübt worden seien. Die Sozialdemokraten sollen mit Handyfotos ihre Stimmenabgabe dokumentieren.

Die ungewöhnliche Dokumentation bestätigten mehrere nicht namentlich genannte SPD-Abgeordnete gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Diese hätten der Zeitung berichtet, sie seien von Kollegen mal "wohlwollend", mal "drängend" aufgefordert worden, mit einem Handyfoto zu beweisen, dass sie Ypsilanti ihre Stimme gegeben hätten.

Von einer geheimen Abstimmung bei der geplanten Ministerpräsidenten-Wahl am 4. November kann also nicht die Rede sein. Dabei hatte der Landtagspräsident laut Zeitung eigens laminierte Stimmzettel drucken lassen, die mit einem Dorn perforiert werden sollten, um zu verhindern, dass Abgeordnete durch Markierungen als Abweichler identifiziert werden könnten.

Ypsilanti hatte nach der Landtagswahl im Januar zweimal vergeblich versucht , in Hessen eine rot-grüne Minderheitsregierung mit Unterstützung der Linkspartei zu bilden, obwohl sie dies im Wahlkampf noch abgelehnt hatte. Vier SPD-Abgeordnete verweigerten ihr einen Tag vor der Abstimmung Anfang November mit Blick auf Rot-Grün-Rot ihre Stimme - lediglich von der Darmstädter SPD-Politikerin Dagmar Metzger wusste man dies schon vorher. Ypsilanti nannte das Verhalten der "Abweichler" Silke Tesch, Jürgen Walter, Carmen Everts und Metzger einen "Anschlag auf die gesamte Partei" und eine Verletzung demokratischer Spielregeln.