Neue Geräte durchleuchten die Passagiere bis auf die Haut - bald vermutlich auch in Deutschland.

Hamburg/Brüssel. Eine neue Sicherheitsschleuse an Flughäfen spaltet das Europa-parlament: Die EU-Kommission plant den Einsatz neuer Ganzkörper-Scanner, die Reisende bis auf die nackte Haut durchleuchten und ein Bild erstellen, auf dem Metall- oder Kunststoffgegenstände ebenso zu sehen sind wie körperlichen Umrisse und Rundungen: Der Passagier ist damit nackt, zumindest in den Augen der Sicherheitsleute.

Viele EU-Parlamentarier sehen darin eine massive Verletzung der Privatsphäre. Der Innenausschuss hat die EU-Kommission nun auf Antrag der Liberalen aufgefordert, ihre Pläne zu erläutern. Die Bundeszentrale für Datenschutz bestätigte dem Abendblatt, dass es "erhebliche datenrechtliche Bedenken" gegen die Bodyscanner gebe.

Am Amsterdamer Flughafen Schiphol sind 70 dieser Scanner im Einsatz, die Personenkontrollen einfacher und sicherer machen sollen. Die Fluggäste haben die Wahl, ob sie sich scannen oder nach herkömmlicher Art kontrollieren lassen. Die Geräte führen eine Art berührungsfreie Leibesvisitation durch. Passagiere stellen sich in den Scanner, der wie eine überdimensionale Telefonzelle aussieht. Dabei durchdringen Millimeterwellen die Kleidung und zeigen die Konturen aller Gegenstände, die die Reisenden bei sich tragen. Dann wird ein dreidimensionales Nacktbild erzeugt. In Zürich, wo die Geräte ab Mitte November am Flughafen getestet werden sollen, regt sich Protest von Bürgerrechtlern. Jasmin Bodmer, Sprecherin vom Flughafenbetreiber Unique, sagte dem Abendblatt dazu, die Kontrolle sei freiwillig. Außerdem wolle man den Scanner nach Abschluss der Testphase nicht behalten. Bodyscanner sind u. a. auch in New York und Los Angeles im Einsatz, nicht aber an deutschen Flughäfen. "Der Testlauf beginnt frühestens Ende des Jahres, allerdings im Labor", sagte der Sprecher der Bundespolizei, Jörg Kunzendorf. Erster Airport könnte Frnakfurt sein.

Am Flughafen Heathrow in London sind die Tests bereits beendet. Eine Flughafensprecherin sagte, es habe aber nur vereinzelt Kritik an dem Verfahren gegeben. Gareth Crossmann, Vorsitzender der britischen Bürgerrechtsorganisation "Liberty", glaubt dagegen, es sei "den Leuten nicht bewusst, zu was diese Scanner in der Lage sind und wie erniedrigend es ist, seinen Körper dermaßen zu entblößen".

Darum regt sich auch in der EU Widerstand: "Wir haben im Verkehrsausschuss mit dem zuständigen EU-Kommissar Antonio Tajani gesprochen und unsere Bedenken geäußert", sagte der Hamburger Europaabgeordnete und Verkehrsexperte Georg Jarzembowksi (CDU) dem Abendblatt. Er forderte, die Scanner nur unter drei Bedingungen einzuführen: Die Untersuchung solle freiwillig sein. Der Bodyscanner und das Sichtgerät mit den Bildern sollten räumlich getrennt werden, um die gescannte Person nicht identifizieren zu können. Und schließlich sollten die Bilder möglichst gleich wieder gelöscht werden.