Beispiel Familie Jens Helge Hein. Wenn Herr Hein pro Monat brutto 2.360.- € verdient, so macht dies bei 40 Wochenstunden € 13.88 pro Std. Viele haben weniger und müssen mit Mindestlohn von 8.70 € auskommen.

Zu der Kostenaufstellung ist doch zu fragen, ob denn Fahrrad und Auto jeden Monat repariert werden müssen. Trotz dieser Fahrzeuge muß auch noch eine HVV-Karte gekauft werden? Und müssen jeden Monat Geschenke gemacht und Kleidung und Schuhe gekauft werden? Auch braucht es keine Kleinkindkurse wenn doch die Mutter sich ständig um das Kind kümmern kann. Oder hat sie auch noch ein Einkommen? Oft beobachte ich, wie eine junge Frau mit 2 Kindern auf dem Fahrrad, die Kleinen früh morgens in die Kita oder Schule bringt.

Wir heute Alten haben in den 50er Jahren erheblich einfacher gelebt. Meine Frau hat Baumwollwindeln gewaschen, weil Pampers zu teuer waren. Und da wir sparen mußten, haben wir auch Hammel-und Pferdefleisch gegessen. Handy und Internet haben wir nicht vermißt. Ich weiß, das diese jungen Leute, ins Wirtschaftswunder hineingeboren, auch heute noch hohe Ansprüche an das Leben und den Staat stellen. Nur, einen Sozialstaat hat Ludwig Erhard nie gewollt, sondern eine soziale Marktwirtschaft. Der Sozialstaat ist ein Phantom, dem die Menschheit seit Christi Geburt hinterher jagt. Es kann ihn gar nicht geben. Sparen und Bescheidenheit ist angesagt! Und dann sollte Herr Hein auch daran denken, das er nie arbeitslos werden kann; denn sein Arbeitgeber macht nie Konkurs und verlegt nicht ins Ausland. Das ist doch sehr viel wert.

Willi Hansen, 22085 Hamburg

Beschämend Beschämend für die Gesellschaft in der ich lebe und ein bezeichnendes Schlaglicht. Die härtesten Arbeiten für diese Gesellschaft werden durch solche Gehälter verhöhnt. Kinder, Kranke und Alte stehen nur in Sonntags- und Wahlkampfreden wirklich im Mittelpunkt. Wen wunderts, dass solche Missachtung sich dann in Misshandlungen niederschlägt. Und jetzt? Ein Aufschrei? Laute Empörung? Lieber nicht. Lieber im schicken Glanz des renovierten Jungfernstieges oder dem hellen Schein des Traumpalastes Elbphilharmonie sonnen. Danke Hamburg.

Stefan Wolfschütz, 20251 Hamburg

Harte Übergangszeit Als ich 1971 als Regierungsinspektoranwärter verheiratet mit einem Kind und einer gering mitverdienenden Ehefrau mit etwa 1.000 DM in das Berufsleben einstieg, haben wir nicht über ein "Aufstocken" unseres Einkommens durch Sozialhilfe nachgedacht. Das war eine harte Übergangszeit, die damals noch selbstverständlich war. Wenn ein Referendar jammert, weil er in der Ausbildung nicht schon zu den Gutverdienern gehört, ist das für mich nicht nachvollziehbar. Ver.di macht hier eine einseitige Interessenpolitik mit Hilfe des Abendblatts, die mit sachlicher Argumentation nichts zu tun hat. Wenn ein Journalist solche Beiträge erhält, sollte er die Angaben vor Veröffentlichung auf Plausibilität prüfen. Was ein Lehrer verdient, ist in Besoldungstabellen nachvollziehbar und liegt selbst bei einer Halbtagsbeschäftigung bereits über Hartz IV. 33.000 Lehrer und Erzieher erhalten nur darum Transferleistungen zusätzlich, weil sie auch nur wenige Stunden arbeiten. Insofern gibt eine solche A ussage ein völlig falsches Bild. Im Öffentlichen Dienst geht keiner mit Supergehältern, aber auch keiner mit Hungerlöhnen nach Hause (Hartz IV deckt übrigens auch mehr als die Vermeidung von Hunger ab). Die Wahrheit kommt bei dieser Diskussion genauso zu kurz, wie es in der Politik heute leider üblich ist, nur um seine eigene Auffassung mit Druck durchzusetzen. Wir sollten hier alle zu etwas mehr Ehrlichkeit in der Argumentation zurückfinden.

P.S. In einer der Abendblatt-Ausgaben dieser Woche war die Aussage einer Diplompädagogin, die 25 Wochenstunden arbeitete und sich darüber beschwerte, dass ihr eigenes Gehalt nur zur Deckung des Kita-Beitrags von 398,- ? reiche. Auch das war mit Sicherheit unzutreffend und hätte einem aufmerksamen Journalisten auffallen müssen. Jürgen Schmidt, 21077 Hamburg

Branchenübergreifender Mindestlohn Überrascht hat mich der Artikel nicht mehr, haben Sie doch vor einigen Tagen eine viel bedeutsamere Meldung, allerdings nur in sehr kleiner Ausführung gedruckt. Und zwar ging es um die Einführung eines neuen Verwaltungsprogramms bei der ARGE. In diesem Artikel wurde davon gesprochen, dass insgesamt sieben Millionen Menschen (in Zahlen: 7.000.000) Hartz IV Gelder bekommen. Wir reden immer von 3,4 Mio Arbeitslosen und die Regierung wird ja müde, die Reduzierung der Arbeitslosenzahl immer wieder als ihre Leistung zu würdigen. Woher kommt dann diese Zahl? Subventionieren wir als Steuerzahler die jeweiligen Firmen, die Menschen unterhalb des Existenzminimums bezahlen? Dann wird es doch höchste Zeit für den branchenübergreifenden Mindestlohn, oder?

Gerd Krause, 21423 Winsen

Eigene Erfahrung Ich arbeite selbst auch in einer ARGE, unter täglich wachsendem Stress u.Zeitdruck. Da ich jedoch Angestellte der BA (Bundesagentur f.Arbeit) bin und somit ein sehr viel niedrigeres Gehalt beziehe als meine Stadt-FHH)-Kollegen, kann ich als Alleinverdiener nach Abzug von Miete u.laufenden Kosten kaum mehr von meinem Verdienst leben. Ab dem 20.des Monats ist kein Geld zum Leben mehr drin. Vielleicht sind es Leute wie ich, meine Generation Mitte 40 und über 20 Jahre berufstätig, die Dinge begründen wie geringe Wahlbeteiligung u.Mitgliederschwund bei Gewerkschaften, wenn man sich jeden Monat mehr durch seinen Job verschuldet. Von den 8% Gehaltserhöhung,die Verdi fordert, hätte ich mit ca. 1200,-Euro netto weniger als von der geforderten Mindesterhöhung um 200,-Euro. Dies bitte ich die Gewerkschaft mal zu bedenken. Ansonsten kommt eine reale Lohnerhöhung wieder mal nur bei den Besserverdienenden an! Name ist der Redaktion bekannt

Zu Ihrem Artikel Hartz IV für Staatsdiener möchte ich Ihnen mitteilen, dass ich als Rechtsreferendar sogar noch weniger erhalte als mein Kollege im Lehramtsreferendariat.

Wir Rechtsreferendare erhalten nach § 1 I 1 der Verordnung zur Regelung der Unterhaltsbeihilfe für Rechtsreferendare eine monatliche Unterhaltsbeihilfe von 850 Euro brutto, von der mir netto 757,34 Euro monatlich ausbezahlt werden. Zum Leben reicht das wirklich nicht aus und so beziehe auch ich fast 200 Euro zusätzlich ALG II.

Ich freue mich sehr, dass Sie das Thema überhaupt aufgreifen, und danke Ihnen, dass Sie dem Lehramtsreferendar, dessen finanzielle Probleme ich aus eigener Erfahrung bestens kenne und dessen Situation ich daher nachempfinden kann, die Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben haben. Oliver Arndt, Hamburg

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