Berlin. Die bundespolitischen Reaktionen auf die ersten Hochrechnungen aus Hamburg fielen naturgemäß unterschiedlich aus. Bei vielen Vertretern der etablierten Parteien war Erleichterung darüber zu bemerken, dass sich die Situation weniger kompliziert gestaltet als in Hessen.

Dirk Fischer, ehemaliger CDU-Landesvorsitzender, sagte über mögliche Koalitionspartner, manche Ziele seien mit der SPD besser zu erreichen, manche mit den Grünen. "Doch wenn bei den Sachthemen Übereinstimmung erzielt werden kann, gibt es eine gewisse Präferenz für eine Kleine Koalition: Da ist klar, wer der Juniorpartner ist." Doch die Union werde sich nicht verbiegen. "Die Elbvertiefung, das Kohlekraftwerk Moorburg und die Erhaltung der Gymnasien sind für uns nicht verhandelbar. Und bei der inneren Sicherheit werden wir keine Kompromisse eingehen." Schwarz-Grün sei auch bundespolitisch interessant. "Das würde die politische Landschaft mit zusätzlichen Optionen ausstatten."

Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) sagte dem Abendblatt: "Das SPD-Ergebnis ist zwar nicht so gut ausgefallen, wie wir es uns gewünscht haben, aber es stellt unübersehbar einen echten Fortschritt dar. Es gibt in Hamburg keine Mehrheit mehr für die Politik, die in den vergangenen Jahren betrieben worden ist." Zum Einzug der Linken in die Bürgerschaft sagte Scholz: "Wir müssen das Ergebnis zur Kenntnis nehmen. Aber die SPD hat ihren eigenen politischen Kurs - und der setzt auf wirtschaftlichen Erfolg und soziale Gerechtigkeit. Für das, was wir erreichen wollen, brauchen wir die Linke nicht. In Hamburg wird es keine gemeinsame Sache mit dieser Partei geben."

Die Grünen-Fraktionsvizin Krista Sager sagte dem Abendblatt: "Inhaltlich ist klar geworden, dass die Hamburger zwar weiter von Beust als Bürgermeister wollen, aber eine andere Politik wünschen. Sie lehnen CDU-Projekte wie das Kohlekraftwerk Moorburg und ausgrenzende Bildungspolitik ab."

In der Bundeszentrale der Linkspartei blickte man gestern schon über Hamburg hinaus. Dort habe man inhaltlich gepunktet, erklärte Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch - "Die soziale Gerechtigkeit wird in der Bürgerschaft wieder eine Stimme haben" -, und das werde die Linke auch in Bayern schaffen. "Wir werden Bayern bewegen! Erst bei den Kommunalwahlen am zweiten März, und dann im Herbst bei der Landtagswahl." Und das wiederum, so Bartsch mit Blick auf die im Mai 2009 anstehende Wahl des Bundespräsidenten, werde weitreichende Folgen haben: "Die schwarz-gelbe Mehrheit in der Bundesversammlung ist am Schmelzen."