Trotz geöffneter Flügeltüren zum Balkon ist die Luft stickig im Sitzungssaal des Kurt-Schumacher-Hauses. Und das bereits um 17.30 Uhr. Als die Stimmung noch als gedämpft optimistisch beschrieben werden kann. Gedämpft durch ein einziges Thema: Kurt Beck und seine umstrittenen Aussagen zur "Die Linke". "Wir haben es vor der Wahl gesagt, und wir bleiben auch nach der Wahl dabei: In Hamburg wird es keine Koalition von uns mit "Die Linke" geben. Punkt!" Was Frank Richter, SPD-Kreisvorsitzender für Harburg, noch vor den ersten Hochrechnungen ausspricht, zieht sich wie ein rotes Band von Person zu Person, von Stockwerk zu Stockwerk an diesem Abend. Das klare Nein zu "Die Linke".

"Oh, hier ist menschliche Wärme, das ist schön!", ruft ein Besucher der SPD-Wahl-Party beim Betreten des Saales aus. Jung und Alt stehen gedrängt im ersten Stock. Wein- und Biertrinker halten sich die Waage, die Brezeln gehen gut. Kurz vor 18 Uhr wenden sich die Blicke gebannt an die Wände der Kopfseiten des Saales, an die Projektoren, die erste Hochrechnung schmeißen. Die ersten Genossen klatschen sich warm. Als die Verluste der CDU und der Zugewinn der SPD angezeigt werden, brandet Jubel auf. Der sich noch verstärkt, als der Fernseh-Moderator resümiert: "Für Schwarz-Gelb reicht es nicht."

Doch der Jubel vermag die eigentliche Enttäuschung nur kurz zu überdecken. Alle hatten sich mehr erhofft. "Die Diskussion um Kurt Beck hat nicht unbedingt geholfen", sagt der Hamburger SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs. "Wie Naumann Wahlkampf gemacht hat, war gigantisch."

Als Michael Naumann selbst um 18.30 Uhr aus dem CCH im Kurt-Schumacher-Haus eintrifft, gibt er sich selbstsicher: "Die absolute Mehrheit des Ole-von-Beust-Senats ist weg! Die Sozialdemokratie ist wieder da!", ruft er den Anwesenden zum Auftakt seiner 15-minütigen Rede entgegen, die diese mit "Naumann, Naumann!"-Chören und Beifall beantworten. Sie hätten die richtigen Themen gehabt und gezeigt, dass sie kämpfen könnten, fasst der Spitzenkandidat zusammen und bedankt sich dafür bei allen Unterstützern. Eine spezielle Wahlhelferin erhält dafür einen Blumenstrauß von ihm: Seine Frau. Naumann: "Politik ist Ehe-erhaltend!"

Alt-Bürgermeister Ortwin Runde bekennt Bauchschmerzen ob der hohen Anzahl an Nicht-Wählern, und Markus Schreiber, Bezirksamtsleiter in Mitte, sieht immerhin sein kleines Ziel erreicht: "Im Bezirk müsste es ordentlich für Rot-Grün gereicht haben."

Die Reihen lichten sich gegen 19.30 Uhr schon deutlich, als Michael Neumann und Matthias Petersen eintreffen. Optimismus wird demonstriert: "Wir haben unser Ziel erreicht", sagt Neumann. "Die CDU hat keine Mehrheit mehr." Regisseur Hark Bohm kommt noch mit seiner Frau vorbei, und auch Michael Naumann kehrt noch einmal zurück. Sagt, dass die CDU und die GAL eine geringe Schnittmenge hätten. Und trinkt ein Bier.