Der Andrang war so groß wie zu keiner anderen Hamburg-Wahl. Allein das ZDF war mit 300 Leuten angerückt. Planung? Zufall!

Es waren schon viele Superstars zu Gast im CCH: die Girlie-Band No Angels zum Beispiel, Sänger Paul Young und die US-Schauspielerin Liza Minnelli. Doch noch niemals war der Medienandrang in den Sälen des Congress Centers Hamburg so groß wie gestern bei der Bürgerschaftswahl. Mehr als 1600 Journalisten, Kameraleute und Techniker hatten ihre Redaktionen in das CCH gelegt, um live zu berichten - das sind 700 mehr als bei der letzten Bürgerschaftswahl vor vier Jahren.

Schon damals bei den Neuwahlen nach der Schill-Ära war es zu einer regelrechten Medienschlacht gekommen. Verglichen mit dem Andrang beim jüngsten Wahlsonntag sei das jedoch "harmlos" gewesen. Darin waren sich viele Berichterstatter einig. "Eine konkrete Planung ist unter diesen Umständen fast unmöglich", sagte Ulf Ansorge, Moderator vom "Sat.1-Nord-Team". Man habe zwar Interviews mit den Spitzenkandidaten angemeldet, aber die Wahl habe ihr eigenes Drehbuch. "Der Bürgermeister geht dorthin, wo die Masse ihn hinträgt."

Und die Masse war gewaltig. Allein das ZDF war mit 300 Leuten angerückt, Ulf Ansorge und die ProSiebenSat.1 Media AG waren mit 60 Mitarbeitern vor Ort - vom Moderator bis zur Maskenbildnerin.

Auch die Crew vom Fernsehsender RTL war mit 50 Leuten im Einsatz - und "beeindruckt" von der Stimmung im CCH. "Viele Menschen haben die Hamburg-Wahl nicht so wichtig genommen wie die Wahlen in Hessen oder Niedersachsen. Umso beeindruckender ist es, dass die Bürgerschaftswahl durch die aktuellen Ereignisse so sehr an Bedeutung gewonnen hat", so Romy Hiller, Moderatorin von "Guten Abend RTL".

RTL, ZDF, "Financial Times" oder CNN - es gab kaum ein Medienunternehmen, das nicht mit Kameras, Computern und Mikrofonen angerückt war, um von vorderster Front zu berichten. Doch auch weniger bekannte Berichterstatter hatten sich für das Medienereignis akkreditiert. Vom "Dorfkurier Dietersheim" über das "Heimatecho Witzhave" bis hin zum indischen "Magazin Transasia", für das Subhash Jain über die Ereignisse schrieb. Der Journalist war bereits zum dritten Mal bei der Bürgerschaftswahl vertreten, um seine Landsleute in puncto Hamburg-Politik auf dem Laufenden zu halten. "Schließlich geht das Thema nicht nur die Deutschen an", sagt Subhash Jain. Viel Zeit zum Reden hatte der Journalist allerdings nicht - er wollte wie alle anderen auch Ole von Beust abfangen und interviewen.

Ein paar Meter weiter, im Saal nebenan, hatte der Freie Radiosender FSK sein mobiles Sendestudio aufgebaut. Mit Aufnahmegeräten, Mischpult und Rechner zum Schneiden. Acht Mitarbeiter waren vor Ort, um über den mit Spannung erwarteten Ausgang des Duells Ole von Beust/Michael Naumann zu berichten - "erst mal nur temporär", wie Erhard Wohlgemuth, Mitglied der Geschäftsleitung, sagt. Er und seine Kollegen waren erst am Sonntagnachmittag im CCH in Stellung gegangen, andere waren bereits Tage vorher mit ihrem Equipment in der Wahlzentrale angerückt.

So wie die Mitarbeiter vom Fernsehsender Phoenix, die bereits am Donnerstag angereist waren. Mit 30 Leuten, mehreren Fahrzeugen sowie diversen Kisten und Kästen. Von dem Rummel im CCH ließ sich Regisseurin Kirsten Glauner allerdings nicht beeindrucken. "Verglichen mit der NRW-Wahl ist es hier relativ ruhig", sagte Kirsten Glauner, die zwischendurch in aller Seelenruhe ihre vier Monate alte Tochter Hollie stillte. Ihre "persönliche Regie-Assistentin" Hollie bekam von dem Rummel zwar nicht viel mit. Aber wer weiß, vielleicht wurde der Kleinen an diesem Sonntag ja eine Karriere in der Politik sprichwörtlich mit in die Wiege gelegt.