Ex-Bürgermeister: Vorstoß zur Hilfe von links sei “rücksichtslos“ gegenüber Naumann. Aber Beck findet in Hamburg auch Unterstützer.

Hamburg. Kurz vor der Hamburger Bürgerschaftswahl an diesem Sonntag eskaliert der SPD-Streit um die Pläne von Parteichef Kurt Beck, die hessische Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti auch mithilfe der Linken zur Regierungschefin wählen zu lassen. Hamburgs Ex-Bürgermeister Henning Voscherau warf Beck vor, er falle damit den Hamburger Genossen, die Ole von Beust (CDU) ablösen wollen, in den Rücken. Der konservative Seeheimer Keis sprach von Wortbruch.

Beck äußerte sich am Freitag nicht mehr zu der Debatte. Auch Andrea Ypsilanti betonte bei der Abschlusskundgebung der SPD in Hamburg lediglich, sie bemühe sich weiter um eine Ampel-Koalition aus SPD, FDP und Grünen in Hessen. Parteivize Peer Steinbrück und weitere SPD-Spitzen vermieden zwar direkte Kritik an Beck, beschworen ihn aber, die Glaubwürdigkeit der SPD zu sichern.

Henning Voscherau fand klare Worte. "Es ist mir unerklärlich, wie man kurz vor der Hamburgwahl eine solche Debatte über eine völlige Neuausrichtung der SPD-Politik führen kann", sagte Voscherau dem Abendblatt. "Das ist gegenüber der Hamburger SPD und ihrem Spitzenkandidaten Michael Naumann absolut rücksichtslos. Ich kann nicht beurteilen, ob diese Debatte von Kurt Beck ausgelöst worden ist. Wenn das aber so sein sollte, dann weiß ich nicht, was ihn geritten hat." Auch gegenüber "Spiegel Online" warf Voscherau der SPD-Spitze Rücksichtslosigkeit vor.

Die konservativen SPD-Politiker des "Seeheimer Kreises" wandten sich ebenfalls gegen den Vorstoß Becks: "Die stillschweigende Hinnahme, sich von den Linken als Ministerpräsidentin wählen zu lassen, stellt eine Zusammenarbeit dar und verbietet sich damit."

Johannes Kahrs, prominenter "Seeheimer" aus Hamburg, sieht die Lage allerdings anders. Hessens CDU-Regierungschef Roland Koch müsse abgewählt werden, sagte er: "Wenn das mit den Stimmen von SPD, Grünen und Linkspartei passiert, kann ich das unterstützen."