Unicef-Vorstand Carmen Creutz versicherte, die ehrenamtlichen Mitglieder machten sich für organisatorische Reformen stark. So sollte der Geschäftsführer nicht mehr dem Vorstand angehören, die Mitgliedschaft im Vorstand zeitlich begrenzt und die Arbeit des Unicef-Komitees transparenter gemacht werden.

Nach Ansicht des "Cap Anamur"-Gründers Rupert Neudeck muss Unicef grundlegend reformiert werden und wieder "Beziehungen zu den Ärmsten der Armen knüpfen". Das schaffe man nicht mit "höchstbezahlten Funktionären", die "in den Hauptstädten der Welt oft mit Diplomatenrechten herumfahren", sagte er der "Neuen Presse" aus Hannover.

Der Hamburger Rüdiger Nehberg (72), der u. a. gegen die Genitalverstümmelung von Frauen kämpft, teilt Neudecks Ansicht. "Es ist in meinen Augen betrügerisch, Spenden einzutreiben, von denen dann Prozente abgehen für die Fundraiser, die Vermittler. Wenn man das den Spendern offen sagte, würde mancher Spender Abstand davon nehmen. Wir hatten auch schon solche zweifelhaften Angebote. Da sollte der Vermittler für 20 000 Euro Spender bis zu 4000 Euro Provision bekommen. Wir haben dankend abgelehnt."

Nehberg sagte weiter: "Ich bin aus Organisationen ausgetreten, bei denen kaum Gelder bei den Projekten ankamen, sondern weitgehend in Gehälter gesteckt wurden. Ich habe erlebt, dass Gelder gestohlen wurden und Mitglieder aufgerufen werden mussten, den Fehlbetrag auszugleichen. Und ich habe erlebt, dass Spenden aufgewendet wurden, um Bankzinsen bezahlen zu können - so sehr waren die Konten überzogen."

Sandra Völker sagte, die Vorwürfe und internen Querelen der vergangenen Wochen hätten sie zum Nachdenken gebracht. Enttäuscht sei sie vor allem darüber, "dass nach den Schlagzeilen in Deutschland niemand es für notwendig gehalten hat, mich als Unicef-Repräsentantin umfangreich aufzuklären und zu informieren". Allein Ingrid Stockfisch, die Unicef-Verantwortliche ihrer Heimatstadt Lübeck, habe in einem Telefonat versucht, Stellung zu beziehen. Das sei aber bei Weitem nicht ausreichend gewesen. Mit dem Rücktritt der bisherigen Vorsitzenden Heide Simonis sei für sie "der Entschluss gereift, meinen Namen und meine Arbeit nicht weiter zur Verfügung zu stellen", sagte Völker. Sie hatte seit mehr als zehn Jahren für Unicef gearbeitet.