UMFRAGE Welche Zukunftssorgen die Bundesbürger bewegen.

Hamburg. "Ungelöste Konflikte neigen dazu zu eskalieren" - so erklärt Prof. Dr. Horst W. Opaschowski, der Leiter des Forschungsinstituts der British American Tobacco (BAT) in Hamburg, den Ausgangspunkt seiner neuen Studie "Konfliktfeld Deutschland. Die Zukunftssorgen der Bevölkerung". Für die Repräsentativstudie wurden im Mai 2000 Menschen ab 14 Jahren in Deutschland nach ihren Lebensprioritäten, Politikinteressen und Zukunftssorgen befragt. Mit der Veröffentlichung der Untersuchung sollen Konfliktlinien und mögliche Spannungsfelder von morgen aufgezeigt werden, die heute noch von der Politik zu steuern und abwendbar seien. Als größte Gefahr für den sozialen Frieden in der Bundesrepublik Deutschland sehen die Bürger derzeit den Konflikt zwischen Ausländern und Einheimischen. 37 Prozent der Deutschen befürchten hier für die Zukunft "sehr starke Konflikte". Knapp ein Drittel der Bevölkerung (30 Prozent) glaubt an sehr starke Konflikte zwischen Christen und Muslimen. Einen weiteren Gefährdungsfaktor sehen 28 Prozent zwischen Steuerzahlern und Sozialhilfeempfängern. Beruhigend bei der Untersuchung war lediglich, dass der Generationskonflikt zwischen Jung und Alt keine größere Bedeutung (10 Prozent) mehr hat. Opaschowski erklärt das Sinken mit einem Stimmungswechsel. Das Thema sei wieder "out". Die Angst der Bevölkerung vor Kriminalität ist dafür in den vergangenen drei Jahren um sechs Prozent auf 69 gestiegen. Jeder zweite Deutsche fürchtet sich vor wachsender sozialer Ungerechtigkeit und Aggressivität. Mit Blick auf die Zukunft ist auch die Angst vor sozialer Kälte und Herzlosigkeit auf 52 Prozent gestiegen. Jeder zweite Bundesbürger ist der Meinung, dass man den meisten Menschen nicht vertrauen kann. "Vertrauensbildung wird zur größten Herausforderung des 21. Jahrhunderts", sagte Opaschowski. Zugleich sorge die ungleiche Verteilung des Wohlstandes für zahlreiche Konflikte und Spannungen. "Die Deutschen müssen Abschied nehmen vom Immer-Mehr" erklärte Opaschowski im Hinblick auf den Wunsch eines verantwortbaren Wohlstandes für alle. Seiner Ansicht nach sei die Welt noch nie so frei und noch nie so ungerecht gewesen. Als Grund für die immer weiter rückläufige Wahlbeteiligung sieht jeder zweite Bundesbürger den Verdacht, "durch Wahlversprechen betrogen zu werden". Ein Drittel der jungen Generation (33 Prozent) meint zudem, dass Politiker "keine moralischen Vorbilder mehr seien". "Die Parteien spiegeln nicht mehr die Interessen der Bürger wider", sagte Opaschowski und begründet damit den Umstand, dass 36 Prozent aller Deutschen zu dem enttäuschenden Ergebnis gekommen sind, dass keine Partei ihren eigenen Vorstellungen entspricht. Nur noch jeder zehnte Befragte vertritt die Meinung, dass seine Regierung den Willen des Volkes vertrete.