Die große Koalition ist nach Darstellung von Franz Müntefering (SPD) zwischen ihm und Angela Merkel (CDU) längerfristig “über die Hintertreppe“ angebahnt worden.

BERLIN. "Es wußten wahrscheinlich alle: Wenn einer anfängt zu plappern, geht das Ding hoch", verriet der jetzige Vizekanzler und Arbeitsminister der "Zeit". Angela Merkel und er hätten den Vorteil gehabt, daß ihre Büros als Fraktionschefs im Bundestag direkt übereinander gelegen hätten - er in der vierten, die jetzige Kanzlerin in der fünften Etage.

"Die beiden sind über eine Treppe verbunden, es sah also keiner, wenn wir uns besprochen haben. Das war hilfreich", freut sich Müntefering im nachhinein. Der eigentlich als Handymuffel bekannte SPD-Politiker kann nach eigenen Angaben inzwischen Merkels mobile Telefonnummer "aus dem Kopf aufsagen".

Seinen abrupten Rücktritt als SPD-Parteichef hält Müntefering nach vier Wochen für verarbeitet: "Irgendwie paßte er zu mir." In seiner aktiven Zeit als Mittelläufer beim TuS Sundern im Sauerland habe er eines Tages gesagt: "Wenn wir heute nicht gewinnen, höre ich auf. Keiner hat das geglaubt. Wir haben 1:1 gespielt, und ich habe meine Fußballschuhe ausgezogen und nie mehr gespielt." Seine Mitspieler hätten damals gesagt: ",Franz, du bist verrückt.' Aber ich bin dabeigeblieben - und das Spiel ging woanders weiter." Angela Merkel traut er inzwischen zu, daß sie das Zeug zu einer erfolgreichen Kanzlerin hat. "Ich glaube, daß sie als Mensch und Politikerin es doch kann", sagte "Münte".