Die SPD wechselt die Farbe: Ab jetzt wird Wärme ausgestrahlt

Hamburg. "Das Leben eines Menschen ist gefärbt von der Farbe seiner Vorstellungskraft", wußte schon Marc Aurel im 2. Jahrhundert nach Christi. Farben und Vorstellungskraft prägen auch unseren bevorstehenden Wahlkampf bislang mehr als Inhalte.

Die Genossen setzen auf Farbwechsel. Das leuchtende Blau, das bislang den Hintergrund von SPD-Wurfsendungen und Plakaten ausfüllte, wurde als "zu kalt" identifiziert und abgewählt. Der neue sozialdemokratische Farbton ist Umbra . Er soll, in heller Variante, "die Aussagen des Wahlkampfs unterstützen".

Umbra, auch Erdbraun, Römischbraun oder Sepiabraun, gehört in jeden Schüler-Tuschkasten, direkt neben Ocker und Siena. Es ist eines der ältesten Farbpigmente, entstanden durch die Verwitterung von Eisen- und Manganerzen. Der Ton gilt in der Farbenlehre als warm, beruhigend und ausgleichend, soll körperlich und seelisch aufmuntern und eignet sich besonders für kalte Umgebungen. Besser geht's doch gar nicht im Wahlkampf, oder?

Außerdem dürfte Umbra, natürlich eine sogenannte "Toskana-Farbe", auch die Traditionalisten zufriedenstellen: es wurde schon bei Höhlenmalereien benutzt.

Was hat die Konkurrenz zu bieten? Die CDU hat den Ton der ukrainischen Revolution gewählt: Orange soll eine heitere, gelöste Atmosphäre erzeugen, Atmung und Pulsschlag anregen. Das Quietschgelb der FDP soll geistig anregen und besonders junge Leute ansprechen. Die Froschfarbe der Grünen habe eine beruhigende Wirkung, sorge für Sicherheit und Geborgenheit.

Als dynamischste Farbe gilt aber immer noch Rot. Sie soll "Arbeit und Bewegung" fördern - eine Steilvorlage für Oskar Lafontaine! Zu dem würde aber wohl eher ein Spruch des Architekten Walter Gropius passen: "Bunt ist meine Lieblingsfarbe."