Verhunzte Nationalhymne - steckt eine Verschwörung dahinter?

Hamburg. Wenn die Amerikaner ihre Nationalhymne hören, fassen sie sich meistens ans Herz. Wenn die Deutschen die ihre hören, fassen sie sich manchmal an den Kopf. Eigentlich ist an dem erhabenen, brustschwellenden Text von Hoffmann von Fallersleben aus dem Jahre 1841 gar nichts auszusetzen, doch mittlerweile erklingt das "Lied der Deutschen" in immer kurioseren Varianten.

Natürlich liegt es auf der Hand, zunächst einmal Pisa-mäßige Ignoranz zu wittern, wenn Goldkehlchen Sarah Connor vor der Fußball-Nationalelf schmettert: "Brüh im Lichte dieses Glückes". Oder wenn Tenor Luciano Rondine die deutsche Basketball-Meisterschaft mit der meisterlichen Schöpfung ziert: "Mit Verglück und Unterstand".

Doch in Wahrheit stehen wir vor dem Abgrund einer tückischen Verschwörung gegen den Bürger. Da mag der alte Hoffmann auch in seiner Gruft rotieren wie ein Spanferkel - seine Hymne ist längst Benutzeroberfläche der Werbewirtschaft. "Brüh im Lichte dieses Glückes" entstand natürlich im geheimen Auftrag der Kaffee-Industrie. Und den "Unterstand" hat die unter einem Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS) leidende Bundeswehr hineinschreiben lassen, um Wehrwillige anzulocken.

Interessante Möglichkeiten bieten sich auch außerhalb der dritten Strophe. "Von dem Mars bis an den Dremel" könnte den Industrien für Süßigkeiten und Werkzeugmaschinen neue Werbehorizonte erschließen. Und die welkende Bundesregierung könnte sich mit einem fröhlichen "brüderlich mit Hartz und Franz" belebende Impulse geben. Und wer das alles nicht glaubt, kann wenigstens "Peinlichkeit und schlecht und Frechheit" singen. Der Fußball-Verband Fifa geht jedenfalls auf Nummer Sicher: Beim Confederations-Cup kommen die Hymnen aller acht Teilnehmer nun vom Band.