Morgen kommt der mächtigste Mann der Welt - und eine Stadt wird zum Hochsicherheitsbereich.

Hamburg. Die letzten Vorbereitungen laufen - und die Nerven liegen bei vielen Menschen blank.

Morgen kommt der mächtigste Mann der Welt nach Mainz. Für die beschauliche Bischofsstadt am Rhein bedeutet der Bush-Besuch den Ausnahmezustand. Polizisten verschweißen Tausende Kanalgullys, um Terroranschläge aus dem Untergrund zu verhindern. Taucher suchen das Rheinufer nach versteckten Sprengsätzen ab. Bewohner der Innenstadt rund um das Schloß, wo sich Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) mit Bush treffen wird, dürfen morgen nur noch in Polizeibegleitung auf die Straße. Schon heute abend gilt an allen Zufahrtsstraßen ein absolutes Halteverbot. Morgen rechnet die Polizei im gesamten Rhein-Main-Gebiet mit riesigen Staus.

Die teilweise bizarren Sicherheitsmaßnahmen bringen Bürger und Unternehmer gleichermaßen auf die Palme. "Es kann nicht sein, daß durch eine Person ganze Wirtschaftszweige lahmgelegt werden", sagt Joachim Meffert. Der Rüsselsheimer Unternehmer hat Pech: Seine Firma liegt in jener 150 Meter breiten "Sicherheitszone" rechts und links der Autobahn A 60, über die die Wagenkolonne des Präsidenten wahrscheinlich vom Flughafen Frankfurt nach Mainz rasen wird. Wer dort seine Firma hat, muß seine Lastwagen fortschaffen, Container abtransportieren oder zuschweißen lassen.

Weil morgen viele Mitarbeiter kaum eine Chance haben, pünktlich an ihren Arbeitsplatz zu kommen, hat auch der Autohersteller Opel die Notbremse gezogen. Das Unternehmen entschied, im Werk Rüsselsheim während des Bush-Besuchs die Produktion zu stoppen. 5000 Mitarbeiter müssen die ausfallenden zwei Schichten an Sonnabenden nacharbeiten.

Und Steinmetz Bernd Fuchs muß im Wiesbadener Stadtteil Kastel seine Grabsteine vor dem Geschäft entfernen. Die Polizei befürchtet, Bush-Gegner könnten die zwischen 100 und 200 Kilo schweren Steine auf den Wagen des US-Präsidenten werfen.

Hysterie? Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck kann die Kritik an den Sicherheitsmaßnahmen nicht verstehen. "Wer sich darüber aufregt, macht sich lächerlich!"