Abrechnung mit der Politik: “Da wird Stimmung gegen mich gemacht.“ Der scheidende Bahnchef trotzig wie eh und je. Mehdorn warnt vor Einflussnahme der Regierung auf die Bahn und sagt: Mit 66 ist noch lange nicht Schluss.

Berlin. Abfindung, Bonuszahlungen oder nur noch das Grundgehalt bis zum bitteren Ende? Bahn-Chef Hartmut Mehdorn hat sich gegen Vorwürfe gewehrt, er wolle für sein Ausscheiden aus dem Amt noch eine Abfindung. "Es geht um keine Abfindung, will ich auch gar nicht, es geht einfach um Vertragserfüllung", sagte Mehdorn der Nachrichtenagentur Reuters.

Daher seien auch Vorwürfe der Maßlosigkeit abwegig. "Das ist jetzt so eine Welle". Regierungssprecher Ulrich Wilhelm hatte an Mehdorn appelliert, angesichts der Diskussion um Managerbezüge ein "gewisses Gebot zur Mäßigung zu berücksichtigen." Wilhelm räumte aber ein, er kenne die Bestimmungen dessen Arbeitsvertrages nicht, der formal noch bis Mitte 2011 läuft.

"Da wird Stimmung gemacht, da kann man sich nicht wehren, das ist eben das Problem", sagte Mehdorn in seinen ersten öffentlichen Äußerungen nach seinem angekündigten Rückzug von der Spitze der Deutschen Bahn.

Laut "Handelsblatt" hat Mehdorn aus seinem Vertrag Ansprüche nicht nur auf ein Fixgehalt, sondern auch auf variable Bezüge. Das Fixgehalt habe 2008 bei 750 000 Euro gelegen. Der Bonus sei aber teils weit höher gewesen. Mehdorn hatte eine vergleichsweise glänzende Bilanz vorgelegt, ehe er den Büttel hinwarf.

In Frankreich macht er derzeit Urlaub, in der Heimat seiner Frau. Am 25. April soll der Aufsichtsrat der Bahn tagen. Die Kontrolleure haben die heikle Aufgabe, die Modalitäten zu klären, wie der Stabwechsel von Mehdorn auf seinen Nachfolger Rüdiger Grube gelingen soll.

"Ich glaube, das ist ein guter Mann, ich schätze ihn sehr, der geht da mit Herz ran. Ich glaube, der kann das schaffen", sagte Mehdorn über Grube. Allerdings müsse Grube sich auf das gewaltige Medieninteresse einstellen: "Er muss ein dickes Fell mitbringen."

Auch müsse sein Nachfolger fleißig sein. Dass dies der Fall sei, wisse er, seit Grube als sein Büroleiter in der Luftfahrtindustrie arbeitete, so Mehdorn. Er werde Grube zur Verfügung stehen, um ihn in seine Aufgaben einzuarbeiten.

Mehdorn warnte auch vor zu starker Einflussnahme auf die Bahn: "Man muss mal sehen, was das ganze Umfeld macht, wenn diese Welt da plötzlich einen volkseigenen Betrieb Bahn macht", sagte er. "Dann wird es schwierig werden." Wichtig sei daher, dass die Politik sich zurückhalte: "Die Bahn muss man privatwirtschaftlich, marktkonform führen." Die Bahn zu verwalten, das bringe die alte Bundesbahn zurück, das alte Staatsunternehmen.

Der Bahn-Chef räumte ein, dass er bis vor kurzem selbst mit den derzeitigen Entwicklungen und seinem Abschied noch nicht gerechnet habe:"Das kam ja alles auch überraschend, das hätte ich ja nie gedacht, dass so was so möglich ist. Ich bin ja noch ganz perplex."

In der Datenaffäre, über die er letztlich gestolpert ist, erwarte er keine großen Ergebnisse: "Ich habe jedenfalls zu keiner Zeit irgendetwas getan, wo ich ein schlechtes Gewissen haben müsste", sagte Mehdorn erneut. Es sei aber klar, dass man "als Vorstandsvorsitzender nicht in jeder Ritze" sein kann.

Das Ende seiner beruflichen Laufbahn werde der Abschied vom Bahntower in Berlin jedoch nicht sein: "Für das Altenteil bin ich sicher noch ein bisschen zu jung", sagte der 66-Jährige.