Die Verbraucherorganisation Foodwatch fordert von der Bundesregierung dringend eine bessere Kennzeichnung von Lebensmitteln. Die Bürger müssten auf einen Blick erkennen, ob viel oder wenig Zucker, Fette, Salz und Kalorien in den Produkten enthalten sind. Nur so bestehe die Chance, bewusst gesunde Produkte einzukaufen.

Hamburg. "Wir brauchen dringend eine auffällige Kennzeichnung von Lebensmittel in Form einer "Ampel". Auf einen Blick muss farblich per rot, gelb, grün sichtbar sein, ob viel oder wenig Zucker, Fette, Salz und Kalorien in den Produkte enthalten sind", sagte der Foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode dem Hamburger Abendblatt. Die Krankheitsfolgekosten von Übergewicht beliefen sich in Deutschland geschätzt auf 70 Milliarden Euro. Schon Dreißigjährige erkrankten heute aufgrund falscher Ernährung an Diabetes. "Ein Grund dafür ist, dass viele Nahrungsmittel zu zucker- und fetthaltig sind. Dennoch gibt es auf den Packungen keinen Warnhinweis. Das ist Körperverletzung durch Irreführung." Die von der Industrie vorgeschlagene freiwillige GDA-Kennzeichnung (Guidline Daily Amount) mit Zahlen und Prozenten lehnt Bode dagegen ab, da diese "niemand versteht".

Um Fleischskandale in Deutschland besser zu bekämpfen fordert der Foodwatch-Chef Bode von den Behörden zudem mehr Transparenz. "Die Ergebnisse von Lebensmittelkontrollen müssen öffentlich gemacht werden und zwar mit Namen der Missetäter. Dies erfolgt bisher nur anonymisiert, wegen des Amtsgeheimnisses in Deutschland", kritisiert Bode. Entsprechend reize das System zum Missbrauch. "Die meisten Skandale werden gar nicht öffentlich. Beispielsweise wird jede sechste Frischfleischprobe in Bayern und Niedersachsen bei Lebensmittelkontrollen als gesundheitsschädlich eingestuft."

Scharfe Kritik äußerte Bode am Verbraucherministerium: "Das Ministerium ist an sich eine Fehlkonstruktion, da es ein Klientelministerium für Landwirte ist", sagte Bode. "Wir bräuchten ein Ministerium, das tatsächlich für den Verbraucher da ist. In diesem Bereich sind wir noch ein Entwicklungsland." Zwar werde behauptet, die Interessen von Verbrauchern und Landwirten seien identisch, doch das sei "absoluter Quatsch", so Bode: "Hersteller wollen ihre Güter zu möglichst hohen Preisen und geringen Kosten verkaufen. Die Verbraucher möchten dagegen höchste Qualität möglichst billig kaufen."