„Ein barbarisches Urteil von asozialer Qualität.“ Mit solch drastischen Worten hatte sich Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) über das Urteil des Landesarbeitsgerichtes vom Dienstag gegen eine Supermarkt-Kassiererin empört. Bilder zum Urteil.

Berlin. Das Gericht hatte die fristlose Entlassung der Frau wegen des Diebstahls von zwei Pfandbons im Wert von 1,30 Euro bestätigt. Thierse, der auch Berliner Bundestagsabgeordneter ist, hatte außerdem geäußert, dass eine Angestellte nach 31 Jahren wegen einer Nichtigkeit in die Arbeitslosigkeit gestoßen werde, verletze das Gerechtigkeitsempfinden. Das Gericht hätte durchaus anders entscheiden und ihre langjährige Arbeit berücksichtigen können.

Der Berliner Anwaltsverein hat nun Thierse wegen seiner scharfen Kritik an dem Kassiererinnen-Urteil zum Rücktritt aufgefordert. Wenn Thierse dem Urteil eine "asoziale Qualität" bescheinige, stelle er die Entscheidung des Landesarbeitsgerichts "außerhalb unserer Gemeinschaft", schrieb der Anwaltsverein am Donnerstag in einer Erklärung. "Das ist eine nicht hinnehmbare Entgleisung." Aus populistischen Gründen habe Thierse die Unabhängigkeit der Gerichte infrage gestellt.