Hamburg. Datenmissbrauch in großem Stile hat die Diskussion über einen besseren Schutz ins Rollen gebracht. Mitarbeiter wurden mit Videokameras beobachtet, Kundendaten gestohlen und Angestellte auf Korruptionsverdacht überprüft. Das waren die spektakulärsten Fälle:

Lidl: Beim Lebensmitteldiscounter werden im März 2008 Verstöße gegen den Datenschutz bekannt. Detektive hatten im Auftrag des Unternehmens private Telefongespräche belauscht und mit Überwachungskameras auch registriert, wann und wie häufig Mitarbeiter auf die Toilette gingen. Lidl entschuldigte sich nach Bekanntwerden der Vorwürfe bei Kunden und den rund 48 000 Mitarbeitern. In 3000 Filialen baute Lidl die Videoüberwachung vorläufig ab. Ein halbes Jahr später verlangten Datenschützer mehrerer Bundesländer 1,5 Millionen Euro Bußgelder.

Deutsche Telekom: Deutschlands bis dato größter Datendiebstahl erschütterte im Spätsommer die Deutsche Telekom. 17 Millionen Telefonnummern und Kundendaten waren 2006 gestohlen und illegal gehandelt worden, darunter die von Politikern, Wirtschaftsführern und Milliardären. Jeder zweite T-Mobile-Kunde von 2006 war betroffen, dem "Spiegel" zufolge auch Hape Kerkeling, Günther Jauch und Til Schweiger. Im Mai 2008 war die Telekom bereits in die Schlagzeilen geraten, weil sie auf der Suche nach Informationslecks heimlich die Verbindungsdaten von Journalisten und eigenen Aufsichtsräten kontrollieren ließ.

Deutsche Bahn: Ohne konkrete Verdachtsmomente hat die Deutsche Bahn Führungskräfte und Mitarbeiter auf Korruptionsverdacht überprüft. In fünf Kontrollaktionen wurden seit 1998 Stammdaten von 173 000 Angestellten und 80 000 Lieferfirmen abgeglichen. Dazu gehörten Adressen, Telefon- und Kontonummern. Berliner Datenschützer beanstandeten, dass Mitarbeiter, bei denen sich kein Verdacht auf Fehlverhalten ergab, nicht über die Überprüfung informiert wurden. Gegen Vorstandschef Hartmut Mehdorn wurde ein Ermittlungsverfahren wegen möglicher Verstöße gegen das Datenschutzgesetz eingeleitet.