Karl-Theodor zu Guttenberg, der jüngste Wirtschaftsminister aller Zeiten, dürfte sich an einen Sponti-Spruch aus seiner Jugend erinnern: “Du hast...

Karl-Theodor zu Guttenberg, der jüngste Wirtschaftsminister aller Zeiten, dürfte sich an einen Sponti-Spruch aus seiner Jugend erinnern: "Du hast keine Chance, also nutze sie!" Ähnlich schlecht sieht die Ausgangsposition für den bayerischen Senkrechtstarter aus. Die Weltwirtschaft trudelt in die schwerste Krise seit dem Krieg, die mit nationalstaatlichen Mitteln kaum aufzuhalten ist. In den nächsten Wochen dürfte Guttenberg deshalb vor allem als Überbringer schlechter Nachrichten auffallen. Nach zwei riesigen Konjunkturpaketen ist sein Spielraum als Wirtschaftsressortchef eingeschränkt. Und dass nach der 100-Tage-Einarbeitung fast die Sommerpause und danach der heiße Wahlkampf beginnen, macht die Aufgabe für Guttenberg auch nicht leichter. So erinnert die Herausforderung für den 37-Jährigen an die Einwechslung eines Talents in eine Fußballmannschaft, die wenige Minuten vor Schluss hoffnungslos zurückliegt.

Doch genau hier liegt auch Guttenbergs Chance. Der gelernte Rechts- und Politikwissenschaftler mit Erfahrungen als Unternehmer gilt als Mann mit schneller Auffassungsgabe, hoher Intelligenz und politischem Mut. In einer Zeit, in der die Erwartungen an ihn extrem niedrig sind, kann Guttenberg eigentlich nur positiv überraschen.

Genau das fürchtet die FDP. Die Liberalen, die noch immer vom Ruhm eines Wirtschaftsministers Otto Graf Lambsdorff zehren, haben seitdem mit Martin Bangemann, Helmut Haussmann, Jürgen Möllemann und Günter Rexrodt auf diesem Posten nur noch Mittelmaß geboten. Rainer Brüderle, die Fortsetzung des Mittelmaßes in Person, bangt nun um seinen sicher geglaubten Posten im Ministerium an der Invalidenstraße. "Offenbar genügt es der Union, dass man lesen und schreiben kann, um Wirtschaftsminister zu werden", ätzte der Provinzpolitiker Brüderle. Er könnte sich noch wundern.