„Es kann gut sein, dass da jemand an der Nase herumgeführt werden soll“, heißt es in der Fahndungsstelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen. Auch bei Mengele und Eichmann wurden falsche Spuren gelegt.

Die Experten der weltweit größten Fahndungsstelle für NS-Verbrechen haben starke Zweifel am Wahrheitsgehalt der Berichte zum Tod des früheren KZ-Arztes Aribert Heim. "Ich bin noch nicht überzeugt, dass das Ergebnis richtig ist", sagte der stellvertretende Leiter der "Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen" in Ludwigsburg, Joachim Riedel, der Deutschen Presse-Agentur dpa.

"Es kann gut sein, dass da jemand an der Nase herumgeführt werden soll." Zuvor hatte auch der Leiter des Simon-Wiesenthal-Zentrums in Jerusalem, Ephraim Zuroff, den Tod Heims bezweifelt. Der Leiter des Simon-Wiesenthal-Zentrums in Jerusalem, Ephraim Zuroff, hat die Berichte über Heims den Tod ebenso angezweifelt. Sie bewiesen lediglich, dass Heim in Ägypten gelebt habe, sagte Zuroff. "Wir wussten, dass er in Ägypten war."

"Es könnte tatsächlich sein, dass er längst unter der Erde liegt, aber solange wir die Leiche des Mannes nicht haben, können wir den Fall sicherlich nicht als vollständig geklärt ansehen", sagte Riedel. Erst in der vergangenen Woche habe seine Behörde einen anonymen Hinweis erhalten, nach dem Heim in Spanien wohne und lebe.

Zwar habe ihn der jüngste Bericht über den NS-Verbrecher nicht überrascht. "Aber es hat mich zum einen irritiert, dass es angeblich eigenartige und nicht bestätigte Geldflüsse an Heims Sohn gegeben haben soll." Zum anderen sei es verwunderlich, dass Heims Familie in Baden-Baden den gesuchten Schergen nicht schon längst für tot erklärt habe. "Diese Konstellation ist eigentlich gut für alle Varianten, auch für die vom Tod Heims", sagte Riedel.

Die deutschen Ermittlungsbehörden gehen davon aus, dass Heim tot ist. Seit kurzem lägen Zielfahndern des Landeskriminalamtes (LKA) Baden-Württemberg ernst zu nehmende Informationen vor, wonach der seit 1962 gesuchte KZ-Arzt vermutlich vor fast 17 Jahren in Ägypten gestorben sei, teilten das Landgericht Baden-Baden und das LKA mit.

Verwirrungen um einen ehemaligen NS-Verbrecher hatte es zuletzt bei der weltweiten Suche nach dem KZ-Arzt Josef Mengele gegeben, der 1979 in Brasilien gestorben war. Und auch bei Karl Adolf Eichmann, dem Organisator der Deportation von Millionen Juden in die Lager, seien nachweislich falsche Spuren gelegt worden.

Heims Entkommen 1962 aus seinem Haus in Baden-Baden bis nach Kairo sei "die typische Fluchtgeschichte eines gesuchten NS-Verbrechers", sagte Riedel. Vorwiegend seien die Nazis nach Südamerika entkommen, nachdem sie viele Jahre in Deutschland unter ihrem richtigen Namen gelebt hatten.

Die "New York Times" und das ZDF hatten berichtet, Heim sei bereits am 10. August 1992 im Alter von 78 Jahren in Kairo an den Folgen eines Krebsleidens gestorben. Er soll dort unter dem Tarnnamen Tarek Farid Hussein in einem Hotel gelebt haben. Wegen seiner extremen Grausamkeit wurde er in Nazi- Konzentrationslagern "Dr. Tod" genannt.