Mit einem Plädoyer für die umstrittenen Radar-Abschnittskontrollen hat der Präsident der Akademie für Verkehrswissenschaften, Kay Nehm, den...

Goslar. Mit einem Plädoyer für die umstrittenen Radar-Abschnittskontrollen hat der Präsident der Akademie für Verkehrswissenschaften, Kay Nehm, den Verkehrsgerichtstag in Goslar eröffnet. Im Kampf gegen Raser sei dies ein geeignetes Mittel, sagte der ehemalige Generalbundesanwalt. Dem Datenschutz könne man durch strenge Auflagen genügen, etwa dadurch, dass Bilder korrekter Autofahrer sofort gelöscht würden. "Von Abzocke und Überraschung kann keine Rede sein", wies Nehm die Bedenken zurück.

Die bisher üblichen 3600 mobilen und 2300 stationären Radargeräte in Deutschland seien nur bedingt wirksam, sagte Nehm. "300 Meter dahinter geht es wieder flott weiter." Die "section control" sei daher ein geeignetes Mittel, Dauerraser zu bremsen. "Der alltägliche Wahnsinn auf unseren Straßen kumuliert in der dem deutschen Autofahrer lieb gewonnenen Gewohnheit, das Verwarnungsgeld für geringfügige Geschwindigkeitsübertretungen gleichsam als Eilzuschlag in Rechnung zu stellen", beklagte er. "Dass die sich selbst genehmigten 15 Stundenkilometer im Notfall den Bremsweg entscheidend verlängern, scheint niemanden zu interessieren."

Bei der Abschnittskontrolle wird das Tempo nicht mehr punktuell an einer Stelle, sondern über eine längere Strecke gemessen. Diese Methode wird seit mehreren Jahren in Großbritannien, Italien, den Niederlanden und in Österreich praktiziert und hat dort auf unfallträchtigen Straßen zu einer Abnahme der Toten- und Verletztenzahlen geführt. In Deutschland wehren sich vor allem Datenschützer und die Automobilklubs gegen ein derartiges Streckenradar. Da dieses ausnahmslos jedes Kennzeichen erfasse, gerieten auch Autofahrer, die sich korrekt verhielten, in Generalverdacht, lautet ihre Kritik.