Schon der Name ist in China ein Tabu: Dalai Lama. Offiziell gibt es keine Gespräche, aber in stillen diplomatischen Kanälen dürfen Vertreter der tibetischen Exilregierung mit Chinas Politikern über den Status und die Verhältnisse in Tibet reden. Aber Autonomie? Niemals.

Berlin/Hamburg. Im vergangenen Jahr hatte die Führung in Peking das geistliche Oberhaupt der Tibeter noch als "Wolf in Mönchskutte" verhöhnt. Und wer im Ausland den Dalai Lama empfing, sah Chinas eiskalte Schulter. Und nun ruft Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) China zu Gesprächen mit dem Dalai Lama auf. Deutschland habe ein "intensives Interesse" daran, dass die Gespräche mit den Vertretern des Oberhaupts der Tibeter "in Gang kommen", sagte Merkel nach einem Treffen mit Chinas Regierungschef Wen Jiabao. Deutschland sei bereit, einen Beitrag dazu zu leisten. Nach einem kalten Winter könne man im Frühjahr mit Stolz auf die Beziehungen blicken, sagte Wen. "Mein Besuch in Deutschland bereitet mir wirklich eine gute Laune."

Selbstverständlich gilt seit Jahren in Deutschland die Ein-China-Politik. Sie bedeutet, dass Tibet seit der chinesischen Besatzung 1951 als Bestandteil der Volksrepublik betrachtet wird. Daran änderte auch die Handvoll Demonstranten nichts, die tibetische Flaggen schwenkten, als Wen und Merkel in Berlin vor dem Kanzleramt die Ehrenformation abmarschierten. Auch Anhänger der in China verbotenen Falun Gong protestierten.

Wen sagte in Berlin, die Beziehungen zwischen Deutschland und China würden für die Lösung der internationalen Krisen immer wichtiger. Er sprach von ähnlichen Wirtschaftsstrukturen und dass sich ein Ausbau der Zusammenarbeit geradezu anbiete. "Wir können unsere Zusammenarbeit intensivieren und gemeinsam die Krise bewältigen."

Merkel machte erneut deutlich, dass sie China und anderen Schwellenländern mehr Einfluss bei der Lösung internationaler Probleme einräumen will. Sie hält die G8, die Gruppe der sieben führenden Industriestaaten und Russland, dafür nicht mehr für ausreichend. "Es zeigt sich, dass die allermeisten Fragen alleine von den G8-Ländern nicht mehr zu lösen sind."

Zu den neuen Wirtschaftsabkommen, die am Rande des Besuchs vereinbart wurden, zählt der Plan des Industriekonzerns ThyssenKrupp, einen Teil der Technologie der Magnetschwebebahn Transrapid an China verkaufen. Das wichtigste Know-how soll aber bei ThyssenKrupp bleiben. In der Nähe von Köln will der chinesische Baumaschinenherstellers Sany für rund 100 Millionen Euro eine Fabrik bauen und 600 neue Arbeitsplätze schaffen. Daimler will in China Lastwagen bauen. Außerdem vereinbarten Deutschland und China eine engere Kooperation beim Klimaschutz.