Als Folge der Finanzkrise dürfte die Arbeitslosigkeit in Deutschland deutlich zunehmen, so Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD). Scholz rechnet mit Ansturm auf die Kurzarbeit.

Berlin. "Wir werden im Schnitt vermutlich 250 000 Arbeitsuchende zusätzlich haben", sagte Scholz der Zeitung "Die Welt". Die Frage, ob damit die Vier-Millionen-Marke erreicht oder überschritten wird, wollte er nicht eindeutig beantworten: "Niemand besitzt eine Rechenmaschine, mit der er eine solche Zahl seriös errechnen kann", sagte der 50-jährige Politiker.

Laut Arbeitsminister gehe es der Regierung darum, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu retten und gleichzeitig denen, die ihren Arbeitsplatz verlören, möglichst schnell einen neuen anzubieten. "Darum bauen wir die Kurzarbeit aus. Darum fördern wir die Qualifizierung in der Beschäftigungskrise. Darum erhöhen wir auch die Zahl der Vermittler um mehrere Tausend", sagte der Minister.

Außerdem hält Scholz einen Ansturm auf die Kurzarbeit für möglich. Bereits jetzt seien Hunderttausende in Kurzarbeit, "und es können noch mehr werden. Im Jahresschnitt rechne ich mit 250 000 Kurzarbeitern - viele aber nur für eine überschaubare Zeit", sagte der Minister. Bereits jetzt werde "quer durch alle Branchen" kurzgearbeitet. Besonders hart betroffen seien jene, die mit der Automobilindustrie zusammenhingen.

"Wir sind auf einen großen Ansturm auf die Kurzarbeit vorbereitet. Wir haben die finanziellen Möglichkeiten und den Willen, sie einzusetzen", betonte Scholz. Er verwies auf die im letzten Jahr erlassene Verordnung, mit der die Förderdauer der Kurzarbeit von sechs auf 18 Monate erhöht wurde. "Jetzt entlasten wir die Betriebe in dieser Phase auch noch finanziell, indem der Staat die Hälfte der Beiträge zur Sozialversicherung übernimmt."

Der Minister kritisierte das Vorgehen des neuen US-Präsidenten Barack Obama. Dieser hatte seinen Landsleuten den Verlust von vielen Millionen Arbeitsplätzen prophezeit. "Ich glaube, dass es richtig und verantwortlich ist, wenn wir auch bei Prognosen auf dem Teppich bleiben", sagte Scholz. Das schlimmste Szenario sei nicht zwangsläufig das Wahrscheinlichste.