Irritationen über Deutschlands Haltung zum Irak-Einsatz

New York/Hamburg. Deutschland schließt nach den Worten von UNO-Botschafter Gunter Pleuger ein militärisches Vorgehen gegen Irak nicht grundsätzlich aus. "Wir haben niemals gesagt, dass eine Militäraktion in einer politischen Strategie ausgeschlossen werden könnte", sagte Pleuger am späten Dienstagabend (Ortszeit) in New York. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) habe lediglich gesagt, dass er eine deutsche Beteiligung an einem möglichen Irak-Krieg ausschließe. Schröder allerdings hatte auf einer Wahlkampfveranstaltung Ende Januar in Goslar eine Zustimmung Deutschlands zu einem Irak-Krieg kategorisch ausgeschlossen. Ein Sprecher der Bundesregierung wollte Pleugers Äußerungen nicht kommentieren. Es gebe keine Veränderung der deutschen Haltung in der Irak-Frage. Das Auswärtige Amt in Berlin teilte mit, dass der Zusammenhang nicht bekannt sei, in dem Pleuger diese Aussage getroffen habe. Deshalb sei keine Stellungnahme möglich. Auf die Frage, ob Pleugers Äußerung ein Zurückrudern von Schröders ausdrücklicher Ablehnung eines militärischen Vorgehens bedeute, hieß es lediglich, Schröder trete wie Außenminister Joschka Fischer für eine friedliche Beilegung des Konflikts ein. Nach Ansicht der Bundesregierung überwiegen die Risiken eines Krieges bei weitem die möglichen Vorteile, wie Pleuger weiter sagte. "Sie haben die deutsche Position falsch dargestellt", beschied der UNO-Botschafter einem Reporter auf die Frage nach dem deutschen Nein zum Krieg. Deutschland bemühe sich weiterhin, die Waffeninspektionen im Irak so erfolgreich wie möglich zu machen. Unterdessen hat der deutsche Koordinator für die deutsch-amerikanischen Beziehungen, Karsten Voigt (SPD), Berlin und Washington aufgefordert, "rhetorisch abzurüsten". Die Bundesregierung müsse deutlich machen, "dass es sich bei der US-Administration nicht um Cowboys und Rambos handelt, sondern um Menschen, die besorgt sind um die amerikanische Sicherheitslage". Dies der deutschen Öffentlichkeit klarzumachen, sei Aufgabe der gesamten Bundesregierung. Zugleich müsse klar werden, dass es "bei denen, die in Berlin entscheiden, nicht um Anti-Amerikanisten geht". Voigt beklagte, dass sich in der Debatte mittlerweile zwei politisch konträre Positionen auf Moral und Religion beriefen: "die evangelikale Rechte in den USA und die christliche Linke in Deutschland".