Niedersachse hat ersten großen Auftritt als Fraktionsgeschäftsführer

Berlin. Das Tier erlegt er selbst, zubereiten muss es allerdings ein anderer: Michael Grosse-Brömer, seit 22. Mai Erster Parlamentarischer Geschäftsführer (PGF) der Unionsfraktion, ist zwar passionierter Hobbyjäger, kann aber nicht besonders gut kochen, wie er gestern bei seinem ersten großen Auftritt vor der versammelten Hauptstadtpresse bekannte. Deshalb müsse er, anders als sein Vorgänger Peter Altmaier, jetzt Bundesumweltminister, "aushäusig" zum Essen einladen, wenn es um Hintergrundgespräche in kleinen Runden gehe. Und überhaupt sei seine Wohnung viel zu klein, so der Niedersache: 34 Quadratmeter stünden ihm in Berlin zur Verfügung, während Altmaier ja 240 Quadratmeter bewohne.

Auch wenn sich die Kontaktpflege mit Politikern und Journalisten erst noch einpendeln muss - der aus dem Landkreis Harburg stammende CDU-Mann hatte eine feste Meinung zu den bewegenden Themen dieser Tage: SPD und Grüne sollten dem EU-Fiskalpakt schnell zustimmen, forderte er etwa. "Ich kann verstehen, dass man auch als Opposition Akzente setzen möchte. Das ist aber nicht der Platz für parteipolitische Strategien." Europa schaue schließlich auf Deutschland.

Am Montagabend waren im Kanzleramt Verhandlungen über den Fiskalpakt ergebnislos zu Ende gegangen. Der Pakt zu mehr Haushaltsdisziplin soll nach dem Willen der Koalition Ende Juni mit dem EU-Rettungsschirm ESM im Bundestag verabschiedet werden. Umkämpft bleibt vor allem die Finanztransaktionssteuer. SPD und Grüne fordern von der Koalition einen verbindlichen Zeitplan für ihre Einführung. Außerdem stellen sich die Bundesländer quer, die im Gegenzug für ihre Zustimmung im Bundesrat eine Entlastung der Kommunen bei den Sozialausgaben fordern. Dennoch beteuerten SPD-Vertreter, eine Verabschiedung vor der Sommerpause sei möglich, wenn sich die Regierung bewege. Am heutigen Mittwoch berät Merkel mit den Partei- und Fraktionschefs, morgen mit den Ministerpräsidenten.

Beim Zankapfel Betreuungsgeld ist Grosse-Brömer optimistischer. "Ich habe nicht eine Zahl vor Augen, wer zustimmt und wer dagegen ist", sagte er, doch sei er zuversichtlich, dass das Betreuungsgeld mit den Stimmen der Koalition beschlossen werde. Es werde nichts "durchgepeitscht", betonte er, und man werde Kompromisse finden, um auf die Kritiker zuzugehen - auch wenn noch unklar sei, um welche Kompromisse es sich handeln könne. Die CSU verkündete allerdings nur wenig später, man gehe davon aus, dass der Gesetzentwurf ohne nennenswerte Änderungen in die Abstimmung geht. "Ich erwarte in der Anhörung keine wesentlich neuen Dinge", sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe, Stefan Müller, kurz nach dem Auftritt Grosse-Brömers. Der Bundestag berät Freitag in erster Lesung über den Entwurf.

Bis Grosse-Brömer wieder Zeit zum Jagen hat, wird es also noch ein bisschen dauern - jedenfalls so lange, bis die schwierigen Abstimmungen vorbei sind. Er sei jedoch ein großer Tierfreund, betonte der PGF, nicht trotz, sondern wegen seines Hobbys. Er habe sogar eine Hündin, eine adelige Jack-Russel-Dame mit langem Von-und-zu-Namen, den er sich nicht merken könne. Bella sei deshalb der Spitzname - die weibliche Form von Bello. Für die Pirsch tauge die Terrier-Dame aber nicht.