Hamburg. Man könnte meinen, die Wirtschaftskriminalität führt ein Nischendasein in Deutschland. Lediglich 1,3 Prozent aller begangenen Straftaten sind Wirtschaftsdelikte. Doch Betrug, Steuerhinterziehung und Datenklau sorgen für immer höhere Schadenssummen, wie Bundeskriminalamtschef Jörg Ziercke bei einem Vortrag in Hamburg sagte.

Bei 80 000 Straftaten, die im vergangenen Jahr registriert wurden, entstand ein Gesamtschaden von rund vier Milliarden Euro. Dabei rücke vor allem das Internet mit seinen schier unendlichen Möglichkeiten zu Betrug und Industriespionage immer stärker in den Fokus der Ermittler. Vor rund 300 Mitgliedern des Überseeclubs im Hotel Intercontinental mahnte der BKA-Chef deshalb zur Vorsicht. "In einen ungeschützten Computer kann jeder wie in eine offene Wohnung hereinspazieren", sagte der gebürtige Lübecker.

Die Geschwindigkeit, mit der sich Kriminelle an die Bedingungen des Internets anpassen würden, sei besorgniserregend. So sei die Zahl der Straftaten im Zusammenhang mit ausspionierten Kontodaten nach Einführung der TAN-Sicherheitsnummern zwar erheblich gesunken. Innerhalb eines Jahres stiegen die Deliktzahlen jedoch wieder auf Vorjahresniveau an - der Sicherheitsmechanismus war umgangen worden. Auch die aktuelle Gesetzeslage erschwere dem BKA die Arbeit, sagte Ziercke. "Wir können nicht einmal IP-Adressen zurückverfolgen." Forderungen nach mehr BKA-Personal wies der BKA-Chef zurück und forderte stattdessen den Gesetzgeber auf zu handeln: "Nur die Justiz kann Kriminalität nachhaltig eindämmen."

Aufklärung sei nötig: Vor allem in mittelständischen Unternehmen sei das Gefahrenbewusstsein kaum vorhanden, sagte Ziercke.