Beim nächsten Gipfel soll es um “mehr Europa“ gehen, das auch Kontrollmöglichkeiten haben soll. Der “große Wurf“ werde es aber noch nicht.

Köln. Bricht jetzt die große Panik aus? Bundeskanzlerin Merkel scheint auf jeden Fall jetzt etwas voranzutreiben, wo man sich lange in Zurückhaltung geübt hat: Die politische Union in Europa vorantreiben, das damit mehr Kompetenzen und auch Kontrollmöglichkeiten bekommen soll. Das ist laut vielen Kritikern die vielversprechendste Rettung für den Euro. Für den nächsten EU-Krisengipfel Ende des Monats hat Merkel einen Arbeitsplan für eine politische Union angekündigt. Darin werde es um „mehr Europa“ gehen, sagte sie dem ARD-„Morgenmagazin“. „Wir brauchen nicht nur eine Währungsunion, sondern wir brauchen eine sogenannte Fiskalunion, also mehr gemeinsame Haushaltspolitik“, betonte die CDU-Politikerin. Vor allem sei aber eine politische Union nötig, „das heißt, wir müssen Schritt für Schritt im weiteren Verlauf doch auch Kompetenzen an Europa abgeben, Europa auch Kontrollmöglichkeiten einräumen“.

Gleichzeitig warnte Merkel vor zu hohen Erwartungen an den Gipfel: Sie glaube nicht, dass es ein Rats-Treffen geben werde, „auf dem der große Wurf entstehen wird“. Der Rat findet am 28. und 29. Juni in Brüssel statt.

Die USA und Großbritannien fordern jetzt einen Sofortplan für die angeschlagene Eurozone – dies bestätigte eine Sprecherin der Downing Street am Mittwoch in London. US-Präsident Barack Obama und der britische Premierminister David Cameron hätten das Thema bei einem Telefonat am späten Dienstagabend besprochen. Sofortmaßnahmen müssten aber auch von langfristigeren Plänen flankiert werden, um eine starke Gemeinschaftswährung zu garantieren. Pläne der EU-Kommission, wonach Steuerzahler geschützt und Rettungsmaßnahmen für Staaten vermieden werden sollen, begrüßten die beiden Politiker als positiven Schritt.

+++ Merkel plant Wachstumsprogramm gegen die Euro-Krise +++

+++ Kanzlerin Merkel will nicht nur sparen +++

Cameron will sich heute (Donnerstag, 12.00) mit Merkel in Berlin treffen. Er befürchtet, dass die ohnehin schwächelnde britische Wirtschaft durch die Euro-Krise noch weiter belastet wird. Großbritannien befindet sich in der Rezession.

Telefongespräche mit dem Thema Euro-Schuldenkrise gab es am Mittwoch auch zwischen Merkel und Obama sowie Obama und dem italienischen Ministerpräsidenten Mario Monti. In den getrennten Telefonaten hätten die Spitzenpolitiker darin übereingestimmt, dass Schritte zur Stärkung der „Widerstandskraft“ der Eurozone sowie des europäischen und globalen Wachstums wichtig seien, teilte das Weiße Haus mit. (dpa)