Hamburg. Die mutmaßliche Neonazi-Terroristin Beate Zschäpe soll in der Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) eine deutlich wichtigere Rolle gespielt haben als bislang angenommen. Nach Angaben von NDR Info erhebt das Bundeskriminalamt umfassendere Vorwürfe gegen sie als zunächst bekannt. BKA und der Generalbundesanwalt bestätigten dies gestern auf Anfrage nicht.

Zschäpe habe "in dieser terroristischen Vereinigung mindestens eine gleichberechtigte und strukturierende Rolle" gespielt, berichtet der NDR und beruft sich dabei auf einen neuen BKA-Personenbericht über die Inhaftierte. Sie sei nicht nur für die Brandstiftung in der Zwickauer Wohnung des Trios verantwortlich. Sie sei auch maßgeblich beteiligt gewesen am NSU-Bekennervideo. Darin hatte sich der NSU zu neun Morden an türkisch- und griechischstämmigen Geschäftsleuten und zum Mord an einer Heilbronner Polizistin bekannt.

Außerdem soll Zschäpe, die wie ihre Komplizen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos aus Jena stammt, die Beute und das Bargeld der sogenannten Zwickauer Zelle verwaltet haben. Das gehe aus Funden in der Wohnung des Trios hervor. "Auffällig sei für viele Zeugen gewesen, dass sämtliche Dinge, die sich das Trio leistete, immer von Beate Zschäpe und mit Bargeld bezahlt worden seien", zitiert der NDR aus dem Bericht des BKA.

Die Bundesanwaltschaft hält den Tatvorwurf "Mitglied in einer terroristischen Vereinigung" und schwere Brandstiftung aufrecht. Es werde aber weiter ermittelt, hieß es in Karlsruhe. Die 37-Jährige schweigt zu den Vorwürfen. Die beiden anderen mutmaßlichen Neonazi-Terroristen Böhnhardt und Mundlos sind tot.

Zschäpe könnte bald die einzige in Haft verbliebene Beschuldigte im Ermittlungsverfahren zum NSU sein. Erst wurden Holger G., Carsten S. und Matthias D. aus der Untersuchungshaft entlassen. Die Akten von Ralf W. und Andre E. liegen derzeit beim Bundesgerichtshof. Die Richter müssen entscheiden, ob der Tatverdacht gegen die beiden noch "dringend" genug ist, um sie in U-Haft zu behalten. W. wird als "mutmaßlicher Gehilfe" der Zwickauer Zelle geführt, Andre E. als "mutmaßlicher Unterstützer". Sechs Monate nach dem Auffliegen des Terrortrios wird immer deutlicher, wie schwierig es werden könnte, NSU-Helfer zur Verantwortung zu ziehen.