Der Saarländer zieht im Führungsstreit der Linken seine Kandidatur als Spitzenkandidat zurück

Berlin. Nach einem langen und heftigen Streit über die künftige Führung der Linken ist das bundespolitische Comeback von Oskar Lafontaine geplatzt. Der 68-Jährige zog seine Kandidatur für den Parteivorsitz zurück.

Er habe für sein Angebot aus Ost und West sehr viel Unterstützung erhalten, ließ Lafontaine gestern mitteilen. "Ich habe allerdings zur Kenntnis nehmen müssen, dass meine Bereitschaft nicht zu einer Befriedung der innerparteilichen Auseinandersetzung geführt hat, sondern dass die Konflikte weiter eskaliert sind." Er ziehe daher sein Angebot zurück, wieder bundespolitische Aufgaben zu übernehmen. Er sei zu dem Schluss gekommen, dass nur ein passender Neuanfang jenseits der bisherigen Konfrontationslinien die derzeitige festgefahrene Situation überwinden könne.

Mit diesem Schritt überlässt Lafontaine seinem Konkurrenten Dietmar Bartsch das Feld. Am Montag hatte sich Bundestagsfraktionschef Gregor Gysi von Lafontaine distanziert und Verständnis für die Position von Fraktionsvize Bartsch gezeigt. Dieser hatte als Erster offiziell seine Kandidatur erklärt. Auch Lafontaine hatte sich grundsätzlich zu einer Kandidatur bereit erklärt - aber unter Bedingungen. So verlangte er, dass kein anderer gegenihn antritt. Dazu hatte sich Bartsch nicht bereit erklärt. Der Streit drohte zu eskalieren, zumal der amtierende Vorsitzende Klaus Ernst sich zu Wochenbeginn erneut für Lafontaine stark gemacht und vor "destruktiven Kräften" in der Partei gewarnt hatte.

Der Weg für Bartsch scheint damit frei. Es ist zwar nicht ausgeschlossen, dass Ernst auf dem Parteitag Anfang Juni gegen ihn antreten wird, jedoch gilt dies als unwahrscheinlich. Gemäß den Parteistatuten wird die Linke von einer Doppelspitze von Mann und Frau geführt - wer den weiblichen Part übernehmen soll, ist offen. Denkbar, dass die nordrhein-westfälische Landeschefin Katharina Schwabedissen ein Team mit Bartsch bildet. Sie hat bereits ihre Bereitschaft signalisiert.