Berlin. Beim Bundeskongress der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) hat sich der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel einen bemerkenswerten Schlagabtausch mit den Parteifrauen geliefert. Funktionärinnen zeigten sich geradezu "erschüttert" über Gabriels Auftritt und stellten offen dessen Eignung für die SPD-Spitzenkandidatur bei der nächsten Bundestagswahl infrage. Sie habe "große Zweifel", sich Gabriel "als Kanzler vorzustellen", schleuderte ihm eine Rednerin entgegen. Der Parteichef tue so, als ob er die in der SPD aktiven Frauen durchweg für "bescheuert" halte.

Von Motivation sei bei Gabriel nichts zu spüren. In der SPD in Nordrhein-Westfalen gebe es mit Hannelore Kraft einen völlig anderen Politikstil. "Sie haut nicht auf die anderen drauf, sondern nimmt die Menschen mit", rüffelte die Kölner ASF-Vorsitzende Julia von Dewitz den SPD-Chef.

Gabriel hatte sich über mangelnde Veränderungsbereitschaft bei SPD-Funktionsträgern beschwert. Viele wollten einfach nicht begreifen, dass man mit dem "Schlafwagen der Parteiorganisation" nicht einfach so weitermachen könne. Gabriel sagte, dass die SPD im Vergleich zu den Grünen gerade für junge Frauen wenig anziehend sei.

In seinem Rundumschlag wies Gabriel darauf hin, dass der SPD-Bundesparteitag trotz klarer Warnungen der Führung nicht zuletzt auf Druck der SPD-Frauen entschieden habe, die Zahl der SPD-Arbeitsgemeinschaften auf fast ein Dutzend aufzustocken. Er frage sich, ob ein ASF-Kongress wie der jetzige unbedingt drei Tage dauern müsse. Der ganze letzte SPD-Bundesparteitag sei mit zweieinhalb Tagen augekommen. Auch dieser Hinweis kam übel an.

Gabriel zeigte sich davon unbeeindruckt. Er wisse, dass er sich mit solchen klaren Worten keine Freunde mache. Aber: "Ich will lieber nicht Kanzlerkandidat werden, als meine Emotionen zu verlieren."