Berlin. Der frühere Bundesbank-Vorstand und Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin ist kurz vor Erscheinen seines Buchs "Europa braucht den Euro nicht" erneut in die Kritik geraten. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) warf Sarrazin in "Bild am Sonntag" vor: "Seine Methode, so zu tun, als ob es Denk- oder Sprechverbote in Deutschland zu bestimmten Themen gibt, gegen die er dann verstößt, hat etwas sehr Kalkulierendes. Und ist dann auch noch unsinnig." Sarrazin hatte bereits mit umstrittenen Thesen zur Integration heftige Diskussionen ausgelöst. Sein Buch "Deutschland schafft sich ab" verkaufte sich millionenfach.

Gestern Abend diskutierte Sarrazin in der ARD-Talkshow "Günther Jauch" mit Peer Steinbrück über die Euro-Krise. Der Ex-Finanzminister sagte, er sitze in der Sendung, um Sarrazin zu widersprechen - und nicht, um Punkte als möglicher Kanzlerkandidat der SPD zu machen. Sarrazin vergleicht in seinem Buch Angela Merkel wegen ihrer "Fortschrittsgläubigkeit" mit dem früheren DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker. Aufhänger ist Merkels Credo "Scheitert der Euro, scheitert Europa".

Diese Einschätzung teilt Sarrazin nicht. Steinbrück empörte sich über dessen These, dass die deutsche Schuld am Zweiten Weltkrieg und am Holocaust etwas mit dem Abgeben von Kompetenzen an eine Währungsunion zu tun hat. Er sprach von "dumpfbackigen und nationalistischen Themen".