Mannheim. Bundespräsident Joachim Gauck hat an die Christen appelliert, sich stärker in der Politik zu engagieren. "Politik kann nicht heilig sein, aber sie ist auch keineswegs dazu verurteilt, schmutzig zu sein", sagte Gauck zum Abschluss des 98. Katholikentages in Mannheim. Mit ihrem Einsatz könnten Christen dazu beitragen, dass die politische Welt nicht verachtet werde. Gauck sagte: "Alles politische Handeln findet in der katholischen Soziallehre eine ganz gute Richtschnur." Auch beim Sturz des DDR-Regimes hätten Christen an der Spitze des gesellschaftlichen Wandels gestanden: "Was für ein schönes Erinnerungsbild."

Nach dem Katholikentag hoffen die Laien auf neue Impulse bei der Suche nach Auswegen aus der Kirchenkrise. "Wir haben eine lebendige, glaubensstarke und vitale Kirche erlebt", sagte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück. Allerdings sei bei vielen der 80 000 Besucher auch Unruhe und Anspannung deutlich geworden. Prominente Katholiken und Reformgruppen übten massive Kritik an den Bischöfen. Vereinzelt sei Erzbischof Robert Zollitsch ausgebuht worden, sagte Christian Weisner von der Initiative "Wir sind Kirche". Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller kritisierte den Einfluss von Randgruppen. Das Gesicht des Katholikentages müsse stärker von der Einheit der Kirche geprägt sein, sagte er der Nachrichtenagentur dapd. Die Veranstaltung dürfe nicht zum "Spielplatz von Randgruppen" werden.