Niedersachsens Ministerpräsident McAllister und weitere Kabinettsmitglieder kentern bei Drachenboot-Tour auf dem Zwischenahner Meer.

Bad Zwischenahn. Der niedersächsische Ministerpräsident David McAllister (CDU) ist offenkundig ein Mann mit Weitsicht. Gestern Vormittag übernahm er in Bad Zwischenahn feierlich die Schirmherrschaft über die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Am Nachmittag fischten ehrenamtliche Helfer dieser hilfreichen Organisation ihn, das halbe Kabinett, Abgeordnete und begleitende Journalisten aus dem zwölf Grad kalten Wasser des Zwischenahner Meeres und brachten alle triefnass, aber ansonsten unbeschädigt an Land.

Die Tour mit mehreren Drachenbooten sollte Abwechslung in den politischen Alltag bringen, die CDU-Landtagsfraktion ist in Bad Zwischenahn zu ihrer alljährlichen Klausurtagung zusammengekommen. Es geht da ansonsten um schwer verdauliche Kost wie umstrittene Stromtrassen, Betreuungsgeld, chronische Geldnot. Da tut eine Auszeit auf dem Wasser gut. McAllister übernahm sogleich das Kommando. Als Trommler gab er den Takt vor und motivierte seine Mannschaft mit bekannten Seemannsliedern wie "Wir lagen vor Madagaskar" sowie dem Niedersachsen-Lied.

Die Havarie ereignete sich eine Stunde später. Erst kippte das Boot vor den Augen und Objektiven der Fotografen quasi in Zeitlupe um, danach gab es pitschnasse Politiker - es war kein Shooting wie jedes andere, es lieferte außergewöhnliche Bilder.

Ob es nun die Bugwelle eines vorbeipreschenden DLRG-Bootes war, wie der Ministerpräsident vermutet, oder ob die Mannschaft an Bord nach drei Kilometern an den Riemen müde und unkonzentriert war, was die DLRG für ursächlich hält: 500 Meter vor dem Ziel und Ufer neigte sich das Boot auf die Seite. Das halbe Kabinett, Abgeordnete und Medienleute plumpsten ins Wasser. Nach Berichten von Augenzeugen ertönten spitze Schreie, aber die DLRG war sofort zur Stelle, um die Regierung vor dem Abtauchen zu bewahren.

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Für den Programmpunkt Drachenbootfahren hatten die Teilnehmer des Wettbewerbs durchgängig sportliche Kleidung gewählt, in den Hotels standen sie wenig später unter der warmen Dusche. Aber noch triefend am Ufer hatten sie alle ihren Humor wiedergefunden. So wären ihnen die 26,3 Prozent von CDU-Spitzenkandidat Norbert Röttgen am Sonntag bei der NRW-Wahl als Wassertemperatur lieber gewesen, spaßte einer.

Ministerpräsident McAllister lächelte auch in nassem Zustand wie gewohnt und diktierte ironisch-staatstragend in die Blöcke der trocken gebliebenen Journalisten, das Geschehen sei "kein Symbol für einen drohenden Untergang der schwarz-gelben Koalition in Niedersachsen". Dieses Bild allerdings bot sich an, denn zum Team im Drachenboot gehörten nicht nur die christdemokratischen Kabinettsmitglieder Aygül Özkan (Soziales) und Bernd Althusmann (Kultus), sondern auch Jörg Bode (Wirtschaft) und Stefan Birkner (Umwelt) von der FDP.

Dabei stellt sich durchaus die Frage, ob den Ministerpräsidenten eine gewisse Mitschuld trifft. Er hat schließlich auf dem kippeligen Drachenboot die Trommel geschlagen, und die Mannschaft hielt sich wie so häufig an die Richtlinienkompetenz und damit Schlagzahl des Regierungschefs.

Vor allem aber bestätigte sich, was McAllister prophezeit hatte, als er am Vormittag die Schirmherrschaft über die niedersächsische DLRG übernommen hatte: "Diese Organisation schafft die Voraussetzungen dafür, dass sich die Menschen in Niedersachsens Küstenregionen, Binnenseen und Bädern wohl- und sicher fühlen können."