Die ersten Gäste trudelten am Dienstagabend eher zögerlich bei Seehofers Facebook-Party ein - der befürchtete Flashmob blieb aus.

München. Horst Seehofer war schon vor Beginn seiner ersten Facebook-Party ein Coup geglückt: Allein mit der Ankündigung der Veranstaltung in der Münchner Nobel-Diskothek P1 hatte der CSU-Chef einen Riesenwirbel im Netz und in den Medien ausgelöst. Der 62-Jährige ist altersmäßig weit von der Generation Internet entfernt. Doch am Dienstagabend veranstaltete der bayerische Ministerpräsident als erster deutscher Spitzenpolitiker eine solche Fete.

Zu verdanken hat Seehofer das CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt und den internetkundigen Mitarbeitern in der Landesleitung der Partei, die das P1 als Veranstaltungsort für das Treffen mit Seehofers Facebook-Fans ausgesucht hatten. "Die haben mich gefragt, ob ich dazu bereit wäre“, sagte Seehofer vor Beginn der Party.

+++ NPD-Leute auf der Gästeliste von Seehofers P1-Party? +++

Und er war natürlich bereit – mit minimaler Vorbereitung: "Vorher gehe ich in die Staatskanzlei, da tue ich die Krawatte runter. Aber so was Anbiederisches mache ich nicht, wie es Kanzlerkandidaten schon getan haben, Bier aus der Flasche trinken“, versprach der CSU-Chef.

Die ersten Gäste tröpfelten am Dienstagabend eher zögerlich ein - anstelle eines befürchteten Flashmobs tauchte lediglich eine Horde von Medienvertretern auf. Für Dobrindt stand trotzdem schon fest: "Die Party ist allein deshalb erfolgreich, weil es enorm viel Interesse im Netz gegeben hat“, sagte der Generalsekretär vor Eintreffen seines Parteichefs.

+++ Seehofer feiert mit seinen Facebook-Fans im P1 +++

Noch vor wenigen Monaten war Seehofer das soziale Netzwerk ebenso fremd wie den meisten Politikern seiner Generation. Bei der CSU-Winterklausur in Wildbad Kreuth gab er im Januar offen zu, dass er die Einträge auf seiner Facebook-Seite nicht selbst schreibt, sondern Mitarbeiter damit beauftragt. Doch Facebook ist ein neuer direkter Draht zum Wähler, den keine Partei ignorieren kann.

Seehofer hat es sich zur Aufgabe gemacht, die CSU zu modernisieren - und da ist Facebook unverzichtbar. Die CSU müsse es schaffen, Tradition und Moderne zusammenzubringen, sagt Dobrindt. "Da muss man ehrlich sagen, dass es in den vergangenen Jahren Schwächen gegeben hat.“ Gegen einen möglichen Massenandrang hatte die CSU vorgesorgt: Zwei Sicherheitsschleusen, eine weitere Eingangskontrolle und 50 Ordner sollten allen Risiken vorbeugen.

Allein die Ankündigung der Facebook-Party hatte auf Seehofers Seite zu einer Verdopplung seiner bisher bescheidenen Fanzahlen von knapp 5000 auf 10.000 geführt. Damit zählt der bayerische Ministerpräsident zu den ziemlich kleinen Größen auf Facebook. Die rechtsextreme NPD hat über 22.000 Facebook-Fans, Kanzlerin Angela Merkel 155 000 und Popstar Justin Bieber knapp 43 Millionen.

"Ich will mir angucken, was die CSU so unter Internetkompetenz versteht“, sagt Benjamin Ölke, 29 Jahre altes Mitglied der Piratenpartei. "Ich freue mich auf eine christlich gesponsorte Party mit Horst, und wie in der Politik werden wir auch hier dafür sorgen, dass was los ist“, sagt der FDP-Landtagsabgeordnete Tobias Thalhammer.

So geht Seehofer in Vorlage – und SPD und Grüne schimpfen, was das Zeug hält. "Na ich geh dann davon aus, dass die CSU auch die Kosten für den Polizeieinsatz für Seehofers "Facebook-Party“ übernimmt. So schauts halt dann aus, wenn man krampfhaft modern sein will“, spottet Grünen-Chef Dieter Janecek. Auch SPD-Landtagsfraktionschef Markus Rinderspacher lästert: "Ein in die Jahre gekommener Polit-Senior macht plötzlich einen auf Facebook-Hippie.“ Das P1 sei so trendy und exklusiv wie Kukident Zwei-Phasen. "Das ist Kir Royal für Arme.“

Die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung hat dafür an diesem Mittwoch eine eher klassisch anmutende Konkurrenzveranstaltung zu bieten: das 53. Münchner Mediengespräch zum Thema "Wie Social Media die Politik verändern“. Thema unter anderem die "Twitter-Nutzung von Politikern in Österreich“.