Berlin. Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) erwartet das Ende der Hauptschule in ihrer heutigen Form. "Deutlich zurückgehende Schülerzahlen führen in den Ländern dazu, dass Hauptschule und Realschule zu einer Oberschule verbunden werden", sagte sie dem Hamburger Abendblatt. "So ein Prozess dauert, ist aber eine realistische Zukunftsperspektive."

Damit konkretisiert die Ministerin die Vorstellungen der von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) einberufenen Bildungskommission. Das Gremium unter Leitung Schavans und des sächsischen Kultusministers Roland Wöller (CDU) war vergangene Woche ebenfalls zu dem Schluss gekommen, dass die Zusammenlegung beider Schulformen sinnvoll sei: Denn nicht nur durch den Geburtenrückgang, sondern auch durch eine zunehmende Unbeliebtheit bei den Eltern reichen die Schüleranmeldungen an den Hauptschulen mancherorts nicht einmal mehr für komplette Klassengrößen aus. 26 weiterführende Schularten gibt es derzeit in Deutschland. Neben dem Gymnasium, das nach dem Willen Schavans bleiben soll, handelt es sich dabei oft um bereits zusammengelegte Haupt- und Realschulen, die jedoch je nach Bundesland anders bezeichnet werden. Im Hamburg gibt es seit Herbst 2010 die Stadtteilschule, die Haupt-, Real- und Gesamtschule ersetzt.

An der neu geschaffenen Oberschule sollen dann sowohl der Hauptschul- als auch der Realschulabschluss angeboten werden, wie Wöller vergangene Woche betonte. Schavan hob hervor, das pädagogische Konzept der Hauptschule müsse auch in einem zweigliedrigen Schulsystem Eingang finden. "Ostdeutschland hat damit gute Erfahrungen gemacht." Damit die Zahl der Schulabbrecher nicht zunimmt, müssten Schulen an sozialen Brennpunkten dabei so ausgestattet sein, dass sie zu attraktiven Bildungsorten werden, sagte Schavan. Dafür müsse man die Lehrerausbildung professionalisieren, "vor allem auf dem Feld der Integration".

Das Geld, das durch den Rückgang der Schülerzahlen frei werde, müsse im Bildungssystem bleiben, um die Finanzierung sicherzustellen, forderte die Bildungsministerin.