Im Internet ist ein Bekennerschreiben vermutlich Linksautonomer aufgetaucht. Auch der Telefonverkehr war beeinträchtigt.

Berlin. Dei Polizei sucht nach dem Brandanschlag am Berliner Bahnhof Ostkreuz mit Hochdruck nach den vermutlich linksextremen Tätern. Es gebe bislang aber keine erfolgversprechenden Erkenntnisse zu dem politisch motivierten Anschlag, hieß es bei der Polizei am Dienstag. Politiker aller Parteien verurteilten den Anschlag. Die Gewerkschaft der Polizei befürchtete eine neue Eskalationsstufe linksextremistischen Terrors.

Auch am Dienstag waren Hunderttausende von den Einschränkungen im Bahnverkehr betroffen. Die Bahn repariere Tag und Nacht die defekten Leitungen, die bei dem Brand einer Kabelbrücke über den Markgrafendamm in der Nacht zum Montag zerstört wurden. Der Bahnhof Ostkreuz ist der größte Umsteigebahnhof im Berliner S-Bahnnetz.

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) sagte der Zeitung „Die Welt“ (Mittwoch), die Gewalt radikaler Gruppen dürfe nicht geduldet werden. „Der Anschlag auf die Bahn ist auch ein Anschlag auf den Staat.“ Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin erklärte am Dienstag: „Das waren keine AKW-Gegner, das waren einfach Idioten.“ Der Anschlag sei Wasser auf die Mühlen derjenigen gewesen, „die zurzeit ein massives Interesse daran haben, dass die Bevölkerung wegen der Energiewende Angst um die Versorgungssicherheit bekommt...“

Unbekannte hatten große Teile des Bahnverkehrs im Ostteil Berlins und im Umland sowie das Netz des Telefonkommunikationsunternehmens Vodafone lahmgelegt, das am Dienstag aber wieder komplett funktionierte. Ein Bekennerschreiben (siehe unten) hält die Polizei für authentisch. Im Internet veröffentlichten Linksextreme ein Schreiben, in dem sie den Anschlag mit ihrem Protest gegen Atomkraft, Waffenexporte und den deutschen Staat insgesamt begründeten.

Die Bahn arbeite Tag und Nacht, um die verbrannten Kabel zu reparieren und den „immensen Schaden“ zu beheben, sagte ein Bahnsprecher. Es sei aufwendige Kleinarbeit, da in manchen Kabeln bis zu 100 Adern steckten. Signal- und Sicherungstechnik müsse zum Teil neu installiert werden. Die Einschränkungen durch den Brand bei der S-Bahn sollten bis Donnerstag behoben sein.

Bekennerschreiben aufgetaucht

Zum mutmaßlichen Brandanschlag am S-Bahnhof Ostkreuz ist ein Bekennerschreiben aufgetaucht. Die Echtheit des sogenannten Selbstbezichtigungsschreibens werde geprüft, sagte ein Polizeisprecher und bestätigte damit einen Bericht des Onlineportals der "Berliner Morgenpost". Der Text sei im Internet veröffentlicht worden. Die Seite und der Inhalt sprächen dafür, dass das Schreiben aus linksautonomen Kreisen komme.

Der Kabelbrand hatte gestern zu einem Chaos in der Hauptstadt geführt. Neben erheblichen Beeinträchtigungen im Bahnverkehr und Staus auf den Straßen ab den frühen Morgenstunden kam es zeitweise auch zu Störungen im Telefonnetz des Anbieters Vodafone. Auch konnten einige Stunden Fahrkarten nicht online gebucht werden. Menschen wurden nicht verletzt. Wegen der Reparaturarbeiten muss mindestens bis heute noch mit Einschränkungen im Bahnverkehr gerechnet werden.

Den Brand führte die Polizei auf eine brennbare Flüssigkeit zurück, die gefunden wurde. Nach Polizeiangaben hatte ein Mitarbeiter der S-Bahn-Aufsicht gegen drei Uhr Polizei und Feuerwehr am Markgrafendamm in Friedrichshain alarmiert, nachdem er einen Feuerschein an einer Kabelbrücke am S-Bahnhof Ostkreuz bemerkt hatte. Durch den Brand kam es in mehreren Stellwerken, Signalleitungen und Bahnhöfen zu Stromausfällen, wie es hieß. Einige Linien wie die S 9, S 46 und S 47 konnten gar nicht befahren werden, wie ein Bahnsprecher sagte. Weitere Linien verkehrten nur im 20-Minuten-Takt. Viele Fahrgäste stiegen auf Bahnen und Busse der BVG um.

S-Bahn-Fahrgäste in der Hauptstadtregion müssen seit zwei Jahren immer wieder Einschränkungen hinnehmen. Wegen massiver technischer Probleme kann die Bahntochter nur einen Teil der Fahrzeugflotte einsetzen. Dem bundeseigenen Konzern machen bundesweit Attacken auf Oberleitungen oder Fahrzeuge zu schaffen. Experten machen vor allem den Sparkurs der Bahn dafür verantwortlich.