Hamburg. Die Internationale Energieagentur (IEA) hat Deutschland vor einem Alleingang beim Atomausstieg gewarnt. Im Interesse der Region sollte Deutschland eine gemeinschaftliche Entscheidung in der EU anstreben, sagte der Chef der Agentur, Nobuo Tanaka, der "Financial Times Deutschland". "Sonst werden Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheit in ganz Europa geopfert", sagte Tanaka. Deutschlands Politik betreffe angesichts des Energie-Binnenmarktes ganz Europa. "Es geht nicht um ein deutsches, es geht um ein europäisches Problem."

Deutschlands Versorgungssicherheit selbst werde sinken, weil das Land zunächst mehr Elektrizität und später mehr Gas oder Kohle als geplant importieren müsse. Nach der Katastrophe im japanischen Atomkraftwerk Fukushima rechnet die IEA damit, dass die Bedeutung der Kernkraft abnimmt. Tanaka sagte, man werde in die Projektionen seiner Organisation ein Szenario aufnehmen, in dem der Anteil der Kernkraft an der weltweiten Stromproduktion des Jahres 2035 statt 14 Prozent nur zehn Prozent betragen werde. 2008 lag der Anteil bei 13,5 Prozent. Dieses Szenario biete weniger Versorgungssicherheit und sei teurer, weil dann mehr Strom aus Gas und aus erneuerbaren Energien erzeugt werden müsse.

Tanaka: "Die Kosten für Strom werden steigen". Erneuerbare Energien trügen dazu ebenso bei wie die Vermeidung von CO2-Emissionen bei der Nutzung von Kohle und Gas durch Abscheidung und Speicherung (CCS).